DFV Landesverband Thüringen e. V.

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Lexikon des freien Denkens

Liebe Leserinnen und Leser,
an dieser Stelle unserer Homepage finden Sie auch in diesem Jahr wieder das „Stichwort des
Monats“. Der Aufsatz dazu ist dem „Lexikon freien Denkens“ entnommen.

Arbeitsteilung, die

Die A. ist nicht von Menschen erfunden worden, ist vielmehr bei vielen Tierarten, die in Kolonien zusammen leben, aus Notwendigkeit zum Überleben ausgeprägt. Sie gilt bei Tieren als Resultat natürlicher Evolution; in den Tiersozietäten erfüllen Einzeltiere jeweils bestimmte, unterschiedliche Funktionen. Diese A. sollte treffender Funktionsteilung genannt werden. Die Glieder einer Kolonie oder Sozietät nehmen soziale Rollen in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht und sozialem Status ein. Am bekanntesten ist dieser Vorgang bei Hohltierkolonien und Insekten, bei letzteren am besten bei Termiten und Ameisen zu beobachten. Es gibt dort Kasten mit morphotischen Unterschieden. Da kommen einerseits Geschlechtstiere (Königinnen und Tiere männlichen Geschlechts) vor. Sie haben nur für den Fortgang des Nachwuchses zu sorgen. Andererseits gibt es die vielen Arbeiter(innen), die für
die Beschaffung der Nahrung sorgen, und „Soldaten“ mit größeren Köpfen und kräftigen Kiefern zur Absicherung der Großgemeinschaft. Es sind sterile Weibchen. Der Unterschied bei diesen ist altersbedingt. Die Herangewachsenen füttern im Bau den Nachwuchs, bauen Waben und bewachen die Eingänge. Die Vollerwachsenen sammeln Nahrung für alle und übernehmen den Schutz der ganzen Kolonie. Diese Rollen sind bei Insekten genisch festgelegt; bei Wirbeltieren werden sie weitgehend durch individuelles Lernen erreicht. Die A. beim Menschen hat im Prinzip ähnliche Motive. Aber es handelt sich hier um die bewusste, planmäßige Verteilung von Funktionen auf die Glieder einer Gesellschaft. Daher besitzt die A. der Menschen eine andere, höhere Qualität als die Funktionsteilung bei Tieren. Die A. ist von der Entwicklungsstufe einer Gesellschaft unterschiedlich abhängig. Bei Nomaden – Indianern und Lappen – haben die Männer durch Jagd, Fischerei, Viehbewachen und Sammeln hauptsächlich für den Lebensunterhalt der Familie zu sorgen. Der ganze übrige „Kleinkram“ wie Ernährung, Kleidung und Erziehung liegt in den Händen der Frauen. Anders zeigt sich die A. im Leben auf höherer Kulturstufe bei Ackerbauern und Handwerkern beim Backen, Konservieren von Nahrungsmitteln, Herstellen der Kleidung und Erziehen zum Leben in der Gemeinschaft. Das sind + in sich geschlossene Tätigkeiten, die für das Funktionieren der Gemeinschaft des menschlichen Lebens in sich selbst notwendig sind, nach der Devise: Jeder für sich zum Nutzen aller. Die A. wird wesentlich von gesellschaftlichen und traditionsbildenden Faktoren bestimmt. Sie erfolgt u. a. durch die Art der benutzten Werkzeuge und die verfügbare Technik. Die A. schreitet in der Geschichte der Menschheit immer weiter fort. Es erfolgt eine z. T. extrem weite Aufgliederung von Arbeitsprozessen in Teilverrichtungen. Diese werden dann nach unterschiedlichen Gesichtspunkten und Erfordernissen verteilt, z. B. auf Erwerbszweige, Berufe, Territorien und Räume, auf günstige Standorte. Die Verteilung reicht von der Ebene der Familie bis zur internationalen A. hinsichtlich der Rohstoffgewinnung und –lieferung und der verarbeitenden Industrie. Ein wesentlicher Vorteil der A. zeigt sich in der höheren Produktivität, auch in einer höheren Qualität der Erzeugnisse. Jede A. ist aber auch mit Nachteilen verbunden: die extreme Spezialisierung der Arbeitskräfte senkt deren Flexibilität, der Arbeitsprozess wird monoton und dadurch zusätzlich belastend. Außerdem findet eine Entfremdung des Menschen im Produktionsprozess statt. Die A. ist untrennbar mit der Entwicklung von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen verbunden. Sie bringt soziale Gegensätze hervor, z. B. zwischen körperlich und geistig Arbeitenden oder zwischen den Produzierenden und denjenigen, welche den Arbeitsprozess leiten. Wir unterscheiden natürliche und gesellschaftliche A. Die natürliche A. erfolgte nach Alter und Geschlecht. Sie dominierte die Urgesellschaft, wirkte und wirkt jedoch in allen bisherigen Gesellschaften fort. In der gesellschaftlichen A. vollzieht sich eine Verteilung der Arbeit auf verschiedene Ebenen: auf Zweige der Wirtschaft (z. B. Industrie, Landwirtschaft, Verkehr, Handel), innerhalb der Wirtschaftszweige (z. B. Bergbau, Metallurgie, Textilindustrie, Schifffahrt) und innerhalb einer Produktionseinheit zwischen den einzelnen Arbeitskräften (z. B. Verrichtung am Fließband, Transport, Vertrieb). Eine weitere Klassifikation ↑ der gesellschaftlichen A. unterscheidet zwischen beruflicher A.
und territorialer A., zwischen körperlicher und geistiger, industrieller und landwirtschaftlicher Arbeit.
Historisch gesehen haben drei große gesellschaftliche A.en stattgefunden. Die erste trennte zwischen Viehzucht und Ackerbau; die zweite sonderte das Handwerk ab und vollzog die Trennung von Stadt und Land, von Markt und Warenproduktion; die dritte brachte den Handel hervor. Hinzu kommen weitere Differenzierungen im Arbeitsprozess: die Verwaltung, Planung, Leitung und Steuerung der Gemeinwesen, Dienstleistungen, Bildung, Wissenschaft und Kunst. Die A. ist oft mit einer Institutionalisierung verbunden. Sie bringt u. a. eine Monopolisierung bestimmter Arbeitsprozesse durch die Herrschenden hervor. Diese produziert Herrschaftswissen, das die Unterordnung der Arbeitenden und der A. unter die Interessen des Kapitals unter dem Gesichtspunkt maximalen Profits ermöglicht und fördert. Die Verlagerung ganzer Produktionszweige in „Billiglohnländer“ und der Transport von Gütern auf Schiffen unter „Billigflagge“ sind Beispiele hierfür. ⇒ Anthropogenese ⇒ Arbeit ⇒ Mensch ⇒ Produktion

Lit.: Herder Lexikon der Biologie. – Heidelberg ; Berlin : Oxford : Spektrum Akademischer
Verlag, 1994. – Philosophisches Wörterbuch / Hrsg. G. Klaus ; M. Buhr. – Leipzig : VEB Bibliographisches Institut, 1975.

KURT KAUTER 
Bearb. u. erg. JAN BRETSCHNEIDER

Das „Lexikon freien Denkens“ erscheint seit dem Jahr 2000 regelmäßig in Fortsetzungen mit einer Lieferung pro Jahr beim Angelika Lenz Verlag Neu-Isenburg. Konzipiert und begründet wurde es von JAN BRETSCHNEIDER, JOST CIMUTTA  und HANS-GÜNTER ESCHKE . Als Herausgeber fungieren Dr. Dr. JAN BRETSCHNEIDER und Dr. ERICH SATTER. Es ist als Lose-Blatt-Sammlung in Mappen angelegt und somit jederzeit erweiterungs- und aktualisierungsfähig. Stichworte und Inhalte sind aus der Sicht von Humanismus und Freidenkertum ausgewählt. Das Lexikon enthält außerdem Biografien von Menschen, die sich als Freidenker Verdienste erworben haben.

Wenn wir Sie durch den Aufsatz und die Hinweise neugierig gemacht haben sollten, so können Sie dieses Lexikon direkt beim Verlag im Abonnement beziehen. Die 10. Ergänzungslieferung ist ausgeliefert, die 11. in Vorbereitung. Wenden Sie sich bitte an eine der folgenden Adressen und fordern Sie auch den Verlagskatalog an:

Angelika Lenz Verlag, Beethovenstraße 96, 63263 Neu-Isenburg
Tel. 06102-723509, Fax 06102-723513

E-Mail: info@lenz-verlag.de
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