DFV Landesverband Thüringen e. V.

Archiv

Das sechzehnte Jahrhundert zerreißt die Glaubenseinheit. Vor der Buchdruckerkunst wäre die Reformation nur eine Spaltung gewesen, die Erfindung des Buchdruckes macht sie zur Revolution. Man nehme die Presse weg, und die Ketzerei ist wirkungslos. Mag das verhängnisvoll oder von der Vorsehung bestimmt sein: Guttenberg ist der Vorläufer Luthers.“

[Hugo: Der Glöckner von Notre Dame. DB Sonderband: 100 Werke der Weltliteratur, S. 18350

(vgl. Hugo-Notre-Dame Bd. 1, S. 220)

http://www.digitale-bibliothek.de/habenmuss_weltliteratur.htm ]

Nun hat der Osten den Reformationstag als gesetzlichen Feiertag begangen, überschattet von den Aktivitäten der Hellowinfans, das große Amerika lässt grüßen. Luthers Thesen, die Bibelübersetzung ins Deutsch, die Abspaltung von der reaktionären katholischen Kirche, das alles endete ebenso in Glaubensdogmen und Obrigkeitshörigkeit, allein es war damals tapfer und eine Pionierleistung, nutzt uns allerdings heute nichts mehr, weil wir den Glauben an Götter mit Feuerbach überwunden haben und die Religionen als Menschenwerk entkleidet haben. Es gibt Götter und Teufel nur in der Phantasie der geknechteten Menschen, auch wenn sich damit viel Geld verdienen lässt und Macht zu erheischen ist.

Die Frage der Woche könnte also lauten: Woran glauben die Atheisten, an Humanismus, Materialismus, Dialektik oder Kommunismus  – müssen wir letztendlich alle an etwas glauben?

Andreas Krödel

„Die meisten verarbeiten den größten Teil der Zeit, um zu leben, und das

 

bißchen, das ihnen von Freiheit übrig bleibt, ängstigt sie so, daß sie alle

 

Mittel aufsuchen, um es los zu werden.“

 

[Goethe: Die Leiden des jungen Werther. DB Sonderband: 100 Werke der Weltliteratur, S. 15065

(vgl. Goethe-HA Bd. 6, S. 11)

http://www.digitale-bibliothek.de/habenmuss_weltliteratur.htm ]

 

Flucht vor der Freiheit, Fluch der Freiheit? Nach Hegel ` Einsicht in die

Notwendigkeit`, aber sind Finanzkrisen notwendig, wenn die Wirtschaft auf einem Hoch ist oder warum steigt der Gaspreis, wenn der Ölpreis sinkt?

Für mich ist Freiheit das Überwinden der Entfremdung des Menschen von sich und der Natur, gelebter Humanismus. Das Einengen des Lebens auf Geldwerte, die totale Ausbeutung des Menschen durch Menschen müssen überwunden werden.

Lebe ich, um mich von den Medien benebeln zu lassen und wenn ich sage, das ist geistiger Dünnschiß, fliege ich vom Sender? Oh nein, das hat nichts mit Freiheit zu tun, das sind Regimes, die vernichtet werden müssen im Interesse des Weiterbestehens der Menschheit an sich. ?Wir sind das Volk?, daran sollten wir uns erinnern, auch wenn die Zukunft, wo das so sein wird, weit entfernt liegt. Nicht Dahinleben um zu sterben, sondern aktiv leben, um frei zu werden, das könnte ein Maßstab sein. Dabei helfen keine Religionen und schon gar keine einseitige Diät von Philosophie, dies ist einfach ein Gebot der Gegenwart.

Warum, so stelle ich die Frage der Diskussion dieser Woche, leben wir, anstatt frei sein zu wollen ? oder zu fordern? Haben nicht alle Menschen das Recht, frei zu sein?

 

 

Andreas Krödel

 

 

Lenin im Gespräch mit Clara Zetkin:

„Der Kommunismus soll nicht Askese bringen, sondern Lebensfreude, Lebenskraft, auch durch erfülltes Liebesleben.“

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

diese Aussage kam mir dieser Tage wieder in den Sinn, als ich eine Aussage einer Freidenkerin zu Gehör bekam. Diese beklagte andersartige Liebesauffassungen als frauenfeindlich und als gar dem Freidenkertum widersprechend.

Wieder einmal, und das leider auch in unserern Kreisen, wird so die eigene Norm als die allgemeingültige gehalten, werden die Betroffenen nicht gefragt und generell wird damit Männern Böses unterstellt. Aber: zu jeder Beziehung gehören nun mal zwei, Mann UND Frau, oder sogar drei und mehr…

Denken wir da nur an einen der Gründerväter des deutschen Freidenkertums, an Albert Dulk (1819-1884), der mit zwei, zeitweilig sogar mit drei Frauen in FREIER Lebensgemeinschaft lebte.

Es gibt viele andere Spielarten der Sexualität, des Liebesspiels, als nur die von der katholischen Kirche für einzig möglich gehaltene. Und… gerade heute formulieren selbstbewußte und unabhängige Frauen Wünsche, die biedere Gemüter/Spießbürger für anormal, krank oder männlicher Phantasie entsprungen… Vorurteile und Klischees statt Toleranz und Achtung des freien Willens anderer.

Lenin war da schon viel weiter. Und ich halte es mit dem US-amerikanischen Schriftsteller James Baldwin, der 1962 in seinem Roman „Eine andere Welt“ es sinngemäß so formulierte: Es ist egal, wen man liebt, wie man liebt, wo und wann man liebt, sondern nur DASS man liebt.“

Und somit sollte jedes von gleichberechtigten Menschen freiwillig eingegange Lebens- und Liebesverhältnis, das auf der Achtung des oder der anderen beruht, als normal und legitim angesehen werden, und vor allem als private Angelegenheit der jeweiligen Menschen.

Einen besinnlichen und vielleicht auch sehr sinnlichen Sonntag wünscht Ihnen

Ihr Siegfried R. Krebs
11. Oktober 2008

 

Das Wort zum Sonntag vom 3. Oktober 2008

 

Ein LAIENhaftes Buch aus Frankreich: „Wir brauchen keinen Gott …“ –

Aufforderung zum Laizismus als Lehre aus der Geschichte

 

STARKE Aufregung!

Aus Frankreich kam ein Buch von Michael Onfray zu uns, der damit bereits atheistisch denkende Menschen bestärken will, ja sie in seinem letzten Kapitel sogar auffordert, „einen militanten atheistischen Laizismus zu betreiben“. Das ist starker Tobak in bundesdeutscher Demokratie inklusive ihrer nicht vom Staat getrennten Kirche. Selbstredend wird das Buch in der deutschsprachigen Presse wie in der Frankfurter Allgemeine Zeitung oder DIE ZEIT verrissen als mit „zahllosen Lese-, Auslegungs- und Sachfehler(n)“ behaftet, als „‘schlecht kopierte‘ Manier der materialistischen Aufklärer“, als im „Mangel an gedanklicher Substanz“ stehend. (1) Nur wundert die KritiKastoren das „breite Echo“, das dieses Buch in der französischen Öffentlichkeit tatsächlich ausgelöst hat.

Was für ein WUNDER!

Da wollen breite Kreise der Franzosen doch tatsächlich ihren laizistischen Staat verteidigen. Wollen den Atheismus nicht als weitere Variante neben die anderen Religionen stellen. Wollen nicht vorherrschend eine christliche Moral übernehmen müssen. Wollen nicht dafür dankbar sein müssen, dass Atheisten dank der Religionsfreiheit in dieser Welt überhaupt noch relativ geduldet werden.

Wo doch heute kirchenkritische Vertreter kaum mehr Raum finden in den öffentlichen Medien, auf Betreiben der Kirche gezielt ausgeladen, diskriminiert und behindert werden. Und die Fernsehbilder und Radiosender pausenlos vom christlich-katholischen Papst aus Deutschland sprechen, in Frankreich, in Lourdes.

HEUTE haben die Religionen in der BRD eine Sonderstellung vor Weltanschauungen wie dem Atheismus. Religionsberichterstattung beherrscht die Medien, die Kirche herrscht über die Armen mit dem bundesdeutsch-verordneten Diakoniesystem oder christlichen Jugendwerkdörfern oder Behindertenwerkstätten. Dabei wollen die Kirchen noch mehr, wollen gezielt „religiöse Themen VERMITTELT haben“ und im Sinne jedes Missions-Unternehmens sowieso ganz christliche Medien und Schulen. Besonders aggressiv die Forderung von „Religionspädagogen nach Gleichberechtigung des Faches Religion“, denn in Ostdeutschland gibt es eine sinkende Zahl christlicher Schüler. (2) Wäre es dabei nicht erheblich demokratischer, wenn alle Schüler ein Fach „säkulare Ethik“ belegen würden und die Religionspädagogen dort unterrichten, wo sie herkommen: in Ihren jeweiligen Kirchen und Religionsgemeinschaften? Aber! In Ostdeutschland wurden mit dem Zugriff des bürgerlichen „Grundgesetzes“ der BRD die Kirchen-Pfründe aus der Klamottenkiste der Weltgeschichte wieder hervorgeholt, Theologen-Köpfe aus ihrem laizistischen DDR-Schlaf erlöst und als 1989er BETON gekröpft zementiert.

Und darum braucht es wohl ein solches Buch, auch und erst recht hier. Damit Aufklärung und Philosophie in Deutschland und gerade in diesem Land Thüringen eine Zukunft haben und mit ihr die Menschen mit Vernunft und Verstand in freiem Denken.

Einen selbstbewussten und guten Sonntag wünscht

Ihr *Abel Niemand*

 

DAS BUCH:

Michel Onfray: Wir brauchen keinen Gott – Warum man jetzt Atheist sein muss
Piper Verlag München 2006,  Kartoniert, 319 Seiten, 14,00 EUR
ISBN 3492048528,

WEITERE QUELLEN:

  1. Die hier in Auswahl gebrachte „Mängelliste“ entnahm ich am 29. September 2008 um 11.05 Uhr von: http://www.perlentaucher.de/buch/23619.html .
  2. http://www.abendblatt.de/appl/newsticker2/index.php?channel=pol&frame=&t=1221304966&module=dpa&is=18907018 am 12. September 2008 um 12.00 Uhr.

 

 

Das Wort zum Sonntag vom 27. September 2008

 

Fidel Castro über die bürgerlichen Massenmedien und deren Desinformationen:

„Der Sozialismus ist schlecht, der Sozialismus ist schlecht, er nimmt dir das Sorgerecht, er nimmt dir das Haus, er nimmt dir die Frau.“ und alle Unwissenden, alle Analphabeten, alle Armen und Ausgebeuteten wiederholen: „Der Sozialismus ist schlecht, der Sozialismus ist schlecht“ So bringt man den Papageien das Sprechen, den Bären das Tanzen und den Löwen eine respektvolle Verbeugung bei.

(Neues Deutschland, 20./21.09.2008)

 

Liebe Leserinnen und Leser,

am morgigen Sonntag geht es in der Bundesrepublik Deutschland durchaus spannend zu: Landtagswahlen in Bayern, Kommunalwahlen in Brandenburg, OB-Stichwahl in Schwerin.

Politikverdrossenheit herrscht allenthalben in deutschen Landen, von Mecklenburg im Norden bis Bayern im Süden. Politikverdrossenheit meint in erster Linie den Unmut breitester Kreise über die bürgerlichen Politiker, die sogenannten „demokratischen Parteien“. Einerseits (nicht ernst gemeinte) Wahlversprechen ohnegleichen (wie die Wiedereinführung der Pendlerpauschale), andererseits eine Politik immer weiter weg von den Interessen der Bevölkerungsmehrheit (Krieg gegen die Arbeitslosen im Inland, Krieg im Ausland gegen andere Völker).

Doch Mißmut, Unmut, Straßendemos u.a. verpuffen leider noch zu oft. Entweder wird nicht mehr zur Wahlurne gegangen, zum anderen wird doch wieder als altbekannte Kartell CDUCSUFDPSPDGRÜNE gewählt.

Die uralte antikommunistische Propaganda, die Fidel Castro meint, sie wirkt eben nach wie vor. Sie wirkt stärker als eigene Erfahrung, stärker als der Verstand. Leider. Und leider verstehen es Linke und DIE LINKE nach wie vor nicht, die Herzen der Armen, der Ausgebeuteten, der Ausgegrenzten anzusprechen, diese für sich zu gewinnen. Und so schlägt der landesweite Unmut über die bürgerliche Politik leider nach wie vor nicht in ausreichenden Wählerstimmen für wirklich linke politische Kräfte um.

Es ist also fraglich, ob morgen erstmals in der bundesdeutschen Geschichte das OB-Amt einer Landeshauptstadt an DIE LINKE gehen wird.

Sicher ist wohl dagegen, daß DIE LINKE ihre kommunalen Positionen in Brandenburg halten dürfte.

Fraglich ist der Einzug DER LINKEN in den bayerischen Landtag. Sollte dieser jedoch gelingen, dann jedenfalls ist ein deutliches Zeichen für den Umbruch der bundesdeutschen politischen Landschaft gesetzt!

Ich wünsche allen Kandidaten DER LINKEN einen vollen Erfolg!

Und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, einen besinnlichen Sonntag,

Ihr Siegfried R. Krebs

 

 

Das Wort zum Sonntag vom 20. September 2008

 

Liebe Leserinnen und Leser,
heute will ich Sie einmal nicht mit einem Ereignis aus der Politik konfrontieren, sondern mit unserer Sprache. Sicher haben sie sich auch schon oft über die Sprach-Verhunzer geärgert, die das Deutsche zu Denglisch verkommen lassen. Aber auch im Deutschen selbst müssen wir aufpassen, dass sich nicht Dinge einschleichen, die der Sprachqualität abträglich sind, besonders dann, wenn wir sprechen. Die folgende Glosse soll Ihnen zeigen, was ich meine. Am besten ist es, Sie lesen diese laut vor.

Em – mein Name ist Frank – ä – Füllwort

Also: Seit Jahrhunderten gibt es mich, das – em- Füllwort und auch die – ä – Füllsilbe, die, wie ihre Namen schon sagen, die deutsche Sprache anreichern, auffüllen sollen. In Romanen finden wir dafür sozusagen allerhand Beispiele.

Aalso – damit pflegte Frieda Brenten in Willi Bredels Trilogie „Die Väter“, „Die Söhne“, „Die Enkel“ ihre resoluten Sätze und so einzuleiten.
Die Rede des Biologielehrers Doktor Zickel mit dem Spitznamen „Meck-meck“ in Dieter Nolls „Die Abenteuer des Werner Holt“ war „voller Eigenheiten“; er sagte des öfteren „ni wahr“: „Wo ist – ni wahr – das Klassenbuch?“
Und „immer mal wieder“ hatte „traun fürwahr“ der Gymnasiallehrer Raat in „Der blaue Engel“ von Heinrich Mann – Professor Unrat genannt – Schwierigkeiten mit seinen widerspenstigen Schülern.

Soweit – em – die Literatur. Aber wir beglücken uns halt auch in der Alltagssprache mit allerhand – ä – Füllwörtern. Sie sind sozusagen Ausdruck von Verlegenheit und Gedankenlosigkeit oder so. Einen – em – Informationsgehalt besitzen sie nicht.

Also: damit und einer langen Pause danach leiten Schülerinnen und Schüler mündliche Kontrollen ein, wenn sie aus lauter Nichtwissen erst später zur Sache kommen können. Das ist halt so, ganz gleich, ob der Kontrollierende hier schon Halt gebietet oder den Delinquenten noch eine – ä – Zeitlang schmoren lässt.

Das – ä – ist jedoch aus der Mode gekommen. Es wurde mittlerweile von – em – abgelöst. Was dem US-Amerikaner sein einleitendes – well – , ist dem jungen Deutschen sein – em – geworden. Nur von Älteren hört man noch das klangvolle – ä – . Zwischen den „Ä-ern“ und den „Em-ern“ beider Geschlechter liegt inzwischen mindestens eine Generation. Selbst Rundfunk und Fernsehen bieten kaum noch einen Kommentar oder ein Interview ohne das gewisse – em – .

Ein Glück, dass wenigstens „ebent“ ausgestorben scheint. Ja, Sie haben richtig gelesen oder gehört: „eben“ mit einem deutlichen „t“ am Ende. Vor Jahren war „ebent“ häufiger zweifelhafter Reichtum des Redeflusses von Studentinnen.

Als Fazit: Em – ich sehe halt ebent sozusagen bessere Möglichkeiten, als mit – ä – derartigen sprachlichen Missgeburten oder so unsere ohnehin stark gebeutelte deutsche Sprache zu beglücken.

Liebe Leserinnen und Leser, passen Sie also auf, wie Sie und – ä – andere sprechen! Ich wünsche Ihnen einen angenehmen, aber auch nachdenklichen Sonntag.

Dr. Dr. Jan Bretschneider
 

 

Das Wort zum Sonntag vom 13. September 2008

 

„Denk‘ mal frei im Denkmal!“

Liebe Leserinnen und Leser,

am Sonntag, dem 14. September, wird im Land der Tag des Offenen Denkmals begangen. Es werden Denkmäler „geöffnet“, die sonst verschlossen sind, Erklärungen und Sonderführungen angeboten.

Archäologische, genauer die bauarchäologisch-kriminalistische Spurensuche soll dieses Jahr im Mittelpunkt stehen. Daneben gibt es Initiativen wie jene von Musikern initiierte: „Hör‘ mal im Denkmal“ In diesem Sinne könnte man auch zu „Schau‘ mal im Denkmal“ aufrufen, wenn man all die plastischen Kunstwerke heutiger Künstler in alten Gemäuern aufgestellt betrachten wollte.

Und natürlich „Feier mal im Denkmal“, ob Gottesdienst, Burgruinenfest, Hexenfastnachtstreiben.

Warum also nicht auch das Freie Denken einmal am Tag des Offenen Denkmals thematisieren? Denk‘ mal, wer was wo wann und welches Objekt zum erhaltenswerten Denkmal erklärt hat, ob als Wert hoch- ob niedrig behandelte oder nach bloß politisch-materiellem Wert verdeklariert bestimmte?

Die menschlich-ideell-selbstbestimmte Leistung, die sich meiner Meinung nach im wirklich freien Denken, im sich selbst bestimmenden Leben, äußert, wo hat sie ihre Würdigung an diesem Tag?

Üben wir uns in Würde und freiem Denken. Damit das ein wirklich o f f e n e r  Denkmalstag wird. D e n k ‘   m a l   f r e i   i m   D e n k m a l . Es gehört uns Allen!

Spurensuche in der Archäologie, das heißt auch und besonders Begegnung und Auseinandersetzung mit menschlichem Denken und Handeln. Jenem der Vorfahren, jenem der Archäologen, unserem und jenem in und mit unserer Gesellschaft.

Nehmen wir unser kulturelles Erbe wahr, die Kirchen und Klöster, die stehenden, die verfallenen, die verschwundenen und die abgerissenen Paläste unserer Bundesrepublik Deutschland und unseres Volkes.

Denkt frei und verantwortungsbewusst an das menschliche Leben, die menschliche Existenz und die menschliche Würde. Von Freidenkern und religiös-gebundenen Denkern, die wir alle gemeinsam heute am menschlichen Leben sind.

In diesem Sinne wünsche ich einen aktiven Denk‘-mal-frei-im-Denkmal-Tag und einen schönen Sonntag.

Ihr Abel Niemand

 

 

Das Wort zum Sonntag vom 6. September 2008

 

Im Internet kursierten am Mittwoch Videomitschnitte einer früheren Rede Palins (der frisch gekürten US-Vizepräsidentschaftskandidatin für die Republikaner, d.A.) in der die fünffache Mutter den Irakkrieg als >>Auftrag Gottes<< bezeichnet. >>Betet für unsere Soldaten… Unsere nationalen Führer schicken sie in einen Auftrag, der von Gott ist.<<

(Neues Deutschland, 05.09.2008)

 

Liebe Leserin, lieber Leser,
leben wir zu Beginn des 21. Jahrhunderts, der sogenannten „Postmoderne“ oder 1000 Jahre früher zur Zeit der katholisch-christlichen Kreuzzüge gegen das islamische und orthodox-christliche Morgenland? Man könnte angesichts solcher Äußerungen von Sarah Palin letzteres vermuten.

Doch, nein, wir leben im Hier und Heute. In einer Zeit, in welcher „freiheitliche Demokraten und Menschenrechtler“ aus den USA und dem übrigen „Westen“ wieder und wieder religiösen Fundamentalismus (und die Errichtung von „Gottesstaaten“) anprangern. Natürlich den der anderen, den des Islam (das Ayatollah-Regime). Aber ist dieses ewige Berufen auf „Gott“ und das Handeln (sprich Kriegführen weltweit) im Namen „Gottes“ durch US-Politiker nicht auch religiöser Fundamentalismus? Ist das nicht etwa auch ein angestrebter „Gottesstaat“? Denn beruft man sich auf „Gott“, was scheren dann noch Verfassung, Völker- und Strafrecht? Schließlich steht doch „Gott“ über allem irdischen…

Und da stellt sich mir schon eine grundsätzliche Frage. Welchen Gott meinen diese bigotten US-Machtpolitiker eigentlich? Allein diese Frage würde mir wohl in den USA (in CSU-Bayern sicherlich nicht minder) eine Anklage wegen „Gotteslästerung“ einbringen. Angeblich meinen sie den Christen-Gott, den in ihren Augen einzigen und alleinigen Gott. Aber, so viel ich weiß, beten die Erden-Menschen Tausende von Göttern an…

Ich würde Bush, McCain, Palin u.a. durchaus zustimmen, daß sie im Namen eines Gottes handeln, wenn sie ehrlicherweise ihren Gott beim Namen nennen würden: „Maximalprofit für die Großkapitalisten der  sich selbst so sehenden weißen Herrenrasse“!

Lassen wir uns nicht das Hirn vernebeln. Bleiben wir freie Denker. Damit helfen wir uns und anderen, auch von  ideologischer Manipulierung frei zu handeln.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen besinnlichen Sonntag,
Ihr Siegfried R. Krebs
06. September 2008

 

 

 

Das Wort zum Sonntag vom 28. August 2008

„Schule hat begonnen“
Am 21. August 2008 begann für die schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen in Thüringen wieder der Unterricht. Wie seit 1989 so auch dieses Jahr werden die Autofahrer hierzulande durch jene gelben Bänder mit dem schönen neudeutschen Stümmelsatz „Schule hat begonnen“ an ihre Pflicht zur besonderen Rücksichtnahme erinnert. Jene gelben Bänder im Zeichen des legendären American Songs „Tie a yellow ribbon round the old oak tree“ als Zeichen geduldigen Wartens und der Liebe.

Was gibt die Zeit unseren Kindern sonst mit auf den Weg?
Am 25. August, dem ersten Schultag für Thüringische Erstklässler, wurde mit einem großen Stollen- und Lebkuchenangebot die Weihnachtssaison durch die Großhandelsketten eröffnet. Frau Merkel bewegt sich im „Bildungsdschungel“ und bereitet medienwirksam eine Bildungskonferenz ihrer CDU vor, die SPD wird eine eigene abhalten, beide noch in diesem Herbst. „Wahlkampf hat begonnen“. Sollten wir nicht auch solche gelben Bänder aufspannen als Zeichen für die Politiker? Das trifft es wohl allemal besser als das vorgeschobene Interesse für Bildung mit Gefälligkeitsstudien für die Wirtschaft mit der Auszeichnung Sachsens als Ingenieurschmiede Deutschlands. Hier ist Schule für die Wirtschaft da.

Im Osten Deutschlands begann die Schule traditionell immer am 1. September als dem „Weltfriedenstag“ im Zeichen der Friedenstaube von Picasso. – Gewiss, der Beginn des Zweiten Weltkrieges mit dem Angriff der Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939 und die Lehre „Nie wieder Krieg“, die allen Kindern der DDR an diesem Tag mit auf den Schulweg gegeben werden sollte, scheint nicht mehr gesellschaftlich konsensfähig. – Nicht nur, dass bundesdeutsch traditionell die Bildungslandschaft auch mit ständig verschobenen Schulanfangsterminen hübsch aufgespalten ist und unsere Kinder ihrer Vereinzelung in Schule und Gesellschaft überantwortet.
Da ist eine Inflation des Weltfriedensgedankens im Gange.
Die Katholische Kirche feiert seit dem 1. Januar 1968 den Neujahrstag ihrerseits als „Weltfriedenstag“. Und am 21. September 1981, dem Tag des Beginns der traditionellen UN-Jahresversammlungen, also des „Versammlungsanfangs“,  verkündete die UN-Generalversammlung den 21. September zum „International Day of Peace“. Seit 2002 UN-„Weltfriedenstag“, der bis heute nur von wenigen beachtet wird, rief ab 2004 der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) alle Kirchen auf, den 21. September zum Internationalen Gebetstag für den Frieden zu machen, „als Möglichkeit, die Zeugniskraft der Kirchen und Glaubensgemeinschaften den vielen Kräften der weltweiten Bewegung für Frieden und Gerechtigkeit hinzu zu fügen“.
Aber CSU-Parteichef Erwin Huber ruft zum „Kreuzzug“ gegen die Linke auf. Das ist mehr als Wahlkampf geordnet in gesellschaftlichen Konventionen. Das ist ein erklärter Krieg!
Und auch in den Schulen sind die Gräben innerhalb der jungen Generation längst aufgemacht, mit der Trennung aller Schüler nach Ethik- und Religionsunterricht.

Mir scheint, dass das American „yellow ribbon“ sich weit besser mit der Friedenstaube Picassos vereint, als all der Schmarrn, der uns durch bundesdeutsche Medienhoheit zur Zeit entgegenbrandet.

Ich wünsche Ihnen allen einen lieben Sonntag, einen guten „Weltfriedenstag“ und einen schönen Schulanfang.
Ihr Abel Niemand
 

Das Wort zum Sonntag vom 23. August 2008

„Olympia? Ach, Olympia!“

Neues Deutschland, 20.08.2008

Liebe Leserinnen und Leser,

waren Sie mit der Berichterstattung über die Olympischen Spiele zufrieden oder haben Sie sich nicht nur gefreut, sondern auch geärgert? Ich jedenfalls hatte besonders in der Vorbereitungsphase genügend Grund erzürnt zu sein. Ursache dafür war die Art und Weise, wie unsere deutschen Medien Informationen über China und die Vorbereitung der Spiele herüber brachten.

Voll mit meinen Gedanken dazu stimmte der Leserbrief von Horst Neumann aus dem „Neuen Deutschland“ vom 05. August 2008 überein, aus dem ich zitiere:

„Es gehört zu den schönen Traditionen, dass die Wettkämpfer und Schiedsrichter vor Beginn der Spiele Fairness geloben. Schade, dass Politiker und Medienvertreter nicht auch so einen Eid schwören müssen. Von Fairness ist kaum etwas zu spüren, wenn sie sich zu Olympia in Peking äußern. Da China nicht zu den Untertanen der selbsternannten ‚Weltherrscher‘ gehört, hagelt es Verunglimpfungen und Verleumdungen. Von Politikern werden für die Gegner der chinesischen Führung Rechte eingefordert, die diese im eigenen Land selbst nicht gewähren bzw. gerade abbauen.“

Genau so sehe ich das auch. Im Mittelpunkt der Berichte und Kommentare vor Beginn der Spiele stand ja nicht das Streben Chinas, der Welt Einmaliges und Außergewöhnliches zu bescheren, sondern es war das innerchinesische Tibetproblem und es war die Einschränkung von Freiheiten und das Verletzen von Menschenrechten, das in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt werden sollte. Dass dabei Dinge herbeigezerrt wurden, die mit den Spielen überhaupt nichts oder nur entfernt etwas zu tun haben, hielten Politiker und Medien offenbar für normal. Wer, bitte, kann mir erklären, was z. B. die Sperrung von Internet-Seiten über chinesische Dissidenten und über tibetische Proteste mit Olympia zu tun hat? Und wieso muss die „Thüringer Allgemeine“ auf ihrer Titelseite einer antiken Sportlerplastik eine Mao-Mütze aufsetzen? Selbst das Absichern der Spiele gegen Terroristen stand in der Kritik, weil es ja die Bewegungsfreiheit einschränken würde. Und bei der Eröffnungsfeier wurde krampfhaft nach Protestierenden – wogegen auch immer – gesucht. Auch das IOC bekam sein Fett weg, dass es die Spiele überhaupt an China vergeben hat.

Ich habe mir beim Lesen solcher Verlautbarungen immer vorgestellt, derartige Äußerungen wären gefallen, als in den USA olympische Spiele ausgerichtet wurden, wo nicht nur im eigenen Land, sondern auch außerhalb die Menschrechte mit Füßen getreten werden. Nicht auszudenken, welcher Aufschrei quer durch Politikergruppen und deren Lobby gegangen wäre!

Liebe Leserinnen und Leser, ich hoffe, Sie haben sich nicht durch derlei tendenziöse Artikel und Kommentare vom Genuss der Wettkämpfe abbringen lassen und es mit dem ND-Leser Horst Neumann gehalten, der schrieb: „Lassen wir uns die Freude an den sportlichen Wettkämpfen in Peking nicht durch schäbige Kommentare von Berichterstattern und Politikern verderben.“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, schöne Stunden beim Ansehen der Abschlusszeremonie der Olympischen Spiele und einen angenehmen, aber auch nachdenklichen Sonntag.

Dr. Dr. Jan Bretschneider

 

 

Das Wort zum Sonntag vom 16. August 2008

„Licht! Liebe! Leben!“
Johann Gottfried von Herder (1744-1803), dt. Dichter u. Philosoph

Liebe Leserin, lieber Leser,

oft werde ich gefragt, wer wir Freidenker denn eigentlich seien und was wir wollen… Entweder verweise ich in meiner Antwort auf unsere „Berliner Erklärung“ oder ich spreche über unsere praktische Arbeit, die sich ja auf unserer Internetpräsenz widerspiegelt.

Doch wenn ich es recht betrachte: Mit seinen drei Worten (er)faßt Herder Anliegen und Ziele uneres Verbandes gar trefflich.

Licht! – Das steht für Aufklärung und wissenschaftliche Weltanschauung, steht für unser Wirken als Kulturorganisation.

Liebe! – Das steht für unseren humanistischen Einsatz, für unsere Arbeit als Lebenshilfeorganisation von der Namensgebung über die Jugendfeier bis hin zu Trauerkultur und weltlicher Bestattung.

Leben! – Das steht für unseren Realitätsbezug, für die Erkenntnis, daß ideelle Werte nicht im luftleeren Raum existieren, sondern immer auch ökonomisch begründet sind.

Doch, da gibt es noch etwas! Etwas das wir Freidenker noch stärker berücksichtigen sollten… Die Liebe… Was wären das menschliche Leben und das menschliche Glück ohne sie!?!

Zum freien Denken, zur Freigeistigkeit gehört aus meiner Sicht untrennbar auch die freie Liebe dazu. Nein, ich meine damit nicht den kommerziellen Sexbetrieb, Zügellosigkeit und das leichtfertige „Rumgepoppe“. Nein, freie Liebe -egal in welcher Ausprägung- verlangt zunächst nach verantwortungsbewußtem Verhalten gegenüber dem (oder auch den) Partner(n) und kann nur auf gegenseitigen ehrlichen Gefühlen gründen und gedeihen. Auch darüber sollten wir Freidenker öfter mal öffentlich nachdenken.

In diesem Sinne genießen Sie das sommerliche Licht und erleben Sie einen schönen Sonntag,
Ihr Siegfried R. Krebs

 

 

Das Wort zum Sonntag vom 09. August 2008
Madrid (dpa). Drei Tage vor der Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking hat die spanische Justiz am Dienstag Ermittlungen gegen chinesische Regierungsmitglieder, Politiker und Militärs wegen des Verdachts von Menschenrechtsverletzungen in Tibet eingeleitet. Der Madrider Ermittlungsrichter Santiago Pedraz ließ eine Klage verschiedener Initiativen aus Tibet zu.
(Neues Deutschland, 6. August 2008)

Liebe Leserin, lieber Leser,

ob solcher bundesdeutscher Agenturmeldung reibt man sich wieder mal die Augen… Initiativen aus Tibet hätten geklagt und diese Klage im fernen Spanien eingereicht. Wohl eher haben sogenannte Tibet-Aktivisten aus den Metropolen des Kapitals und/oder exiltibetische Extremisten in dieser Sache agiert.

Doch das ist es nicht, was mich zu dieser Wortmeldung umtreibt. Auch nicht, daß sich ehemalige Kolonialmächte Justizhoheit über Staaten Asiens oder Afrikas anmaßen.

Wegen angeblicher Menschenrechtsverletzungen (welcher eigentlich?) wird die Volksrepublik China angeklagt. Ein Staat, der kein Vasall von USA und NATO ist, der zudem größter ökonomischer Konkurrent auf dem Weltmarkt ist.

Aber nehmen wir mal an, der spanischen Justiz geht es wirklich um Menschenrechte und Verletzung der Rechte von Minderheiten. Wenn, dann könnte sie mal einen Blick in Richtung Türkei werfen. Den Kurden wird dort mehr oder weniger der Gebrauch der eigenen Sprache verboten, kurdische Parteien werden regelmäßig verboten, an der Wahlteilnahme gehindert. Ja, die Kurden werden offiziell nicht einmal als Kurden bezeichnet, sondern staatlicherseits Bergtürken genannt.

Oder die muslimischen Religionsgemeinschaft der Alaviten. Ihre Mitglieder werden als Ketzer verfolgt…

Dieses Jahr erst sah man im bundesdeutschen Fernsehen Bilder von kurdischen Demonstrationen, in die türkische Panzer hineinfuhren und schossen. Vermeldet wurde eine große Zahl von Toten. Doch das juckt die menschenrechtlernde spanische Justiz nicht. Denn immerhin ist die Türkei NATO-Mitglied und Aufmarschgebiet für US-Truppen.

Aber warum in die Ferne schweifen. In Spanien selbst wird eine nationale Minderheit – trotz Autonomiestatuts – diskriminiert: die Basken! Ihre Parteien werden am laufenden Band verboten, ihnen wird die Teilnahme an demokratischen Wahlen verwehrt. Friedliche politische Aktivisten werden willkürlich verhaftet und entwürdigenden Haftbedingungen ausgesetzt.

Also, spanische Justiz werde aktiv und sorge zunächst für Menschen- und Minderheitenrechte im eigenen Land.

Wir Freidenker wissen, es geht jenen hehren Menschenrechtskämpfern wie Bush & Co. sowie ihren willigen Lakaien nicht um die Rechte der Menschen, sondern nur die Herrschaft des Kapitals und „des Westens“ über alle Völker dieser Erde.
Lassen Sie sich nicht die Hirne vernebeln, denken Sie nach, hinterfragen Sie solche Pressemeldungen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen noch einen besinnlichen Sonntag,
Ihr Siegfried R. Krebs

 

 

Das Wort zum Sonntag vom 2. August 2008

 

... „Ist Ihnen je der Gedanke gekommen, Mr. Clay, dass man  den Menschen erlauben sollte, ihr eigenes Land nach eigenem Gutdünken zu verwalten, und dass man sie nicht zwingen sollte, ihre Politik nach den Bequemlichkeiten von zwei Dutzend Fremden zu orientieren?“

Verblüfftes Schweigen, dann brach aus Clay alle aufgestaute Entrüstung heraus:
„Ihnen erlauben, ihre eigene Regierung zu haben!!!??? Das ist die dümmste Idee aller Zeiten! Wissen Sie denn nicht, dass wir Amerikaner ihnen eine viel bessere Regierung geben werden, als sie jetzt haben? Wissen Sie  denn nicht, dass wir den Terrorismus und die Rebellion im Schach halten? Wissen Sie denn nicht, dass wir ihr Eigentum für die Leute sicher machen – genau wie unseres – und ihr Leben auch? Verdammt, wir geben ihnen Dinge -….*-, die sie nie in der Welt selbst zustande kriegen…“

(gelesen in einem US-amerikanischen Krimi aus den 20er (!) Jahren)

Liebe Leserinnen und Leser,

vor etlichen Jahren notierte ich mir diese Zeilen. Leider vergaß ich, mir den Titel des Krimis und den Namen des Autors zu merken.

Über 80 Jahre alt ist dieser Text, aber man könnte meinen, er wäre erst jetzt zu Beginn des 21. Jahrhunderts geschrieben…

Gesagt wurde das über „Wilde“, die schon Höchstleistungen in Kultur, Wissenschaft und Technik vollbracht haben, als es die USA noch gar nicht gab. Und – mit dieser Borniertheit bewegen sich US-Amerikaner heute nicht nur in Afghanistan oder im Zweistromland (einer der Wiegen menschlicher Zivilisation)… Ähnlich verhält es sich mit „Belehrungen“ und „Segnungen“, die „der Westen“ heuer der ältesten (und mit Abstand größten) Kulturnation – den Chinesen – bringen will.

Zu den im Text genannten „Dingen“, damit waren und sind nicht der Respekt vor den Anderen, nicht Handel und Politik auf gleicher Augenhöhe gemeint. Nein, ganz in christlicher Kolonialherrenmanier: christliche Kirchgebäude und Missionsstationen, Coca Cola, Hamburger, Comic Strips und Sitcoms…

Ich möchte aber nicht weiter ausholen, denn die Zeilen des US-amerikanischen Schriftstellers sprechen für sich und bedürfen keines Kommentars.

Ich wünsche Ihnen noch einen besinnlichen Sonntag,

Ihr Siegfried R. Krebs

 

 

Das Wort zum Sonntag vom 26. Juli 2008

 

„Ab dem 1. Spetember müssen sich Ausländer, die die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen, einem Test stellen … Doch keine Angst, liebe Migranten, Sie dürfen den Test beliebig oft wiederholen. Und falls Sie liebe Leser, bereits im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft sind, können Sie sich dieser würdig erweisen.“

Aus einem Kommentar zu „Das etwas andere Quiz“, Neues Deutschland 12./13. Juli 2008 S. 22)

Liebe Leserinnen und Leser,

hurra, haben meine Frau und ich ausgerufen; wir dürfen uns weiterhin deutsche Staatsbürger nennen, denn wir haben nicht nur 17, sondern 30 bzw. 31 der 33 Fragen richtig beantwortet. Nur die Anzahl der Bundesländer war nicht so ganz gegenwärtig und wo die Bundesrepublik so überall Gründungsmitglied ist. Echte Probleme hatte ich mit der Frage 7: Wann ist die Meinungsfreiheit eingeschränkt? Geforderte Antwort: Bei der öffentlichen Verbreitung falscher Behauptungen über einzelne Personen. Frage meinerseits: Und wieso dürfen dann z. B. falsche Verdächtigungen über eine Stasimitarbeit ungestraft verbreitet werden? Weiter: Zu Frage 7 stehen noch zur Auswahl: „bei Diskussionen über Religionen“ und „bei Kritik am Staat“. Frage meinerseits: Wieso kommen diese Antworten nicht in Frage? Zeigt doch die politische Praxis in der Bundesrepublik tagtäglich deren Zutreffen .
Die Schwierigkeiten setzten sich fort bei Aufgabe 12: Mit welchen Worten beginnt die deutsche Nationalhymne? Geforderte Antwort: Einigkeit und Recht und Freiheit … Wieso das? Haben wir uns von „Deutschland, Deutschland, über alles…“ verabschiedet? Wo steht das geschrieben? Im Grundgesetz jedenfalls habe ich dazu nichts gefunden, und dort wäre ja eigentlich der rechte Platz für solche Festsetzungen.
Liebe Leserinnen und Leser, ich will damit sagen: Nicht nur „Migranten“ dürften mit dem „Staatsbürgerschaftstest“ so ihre Schwierigkeiten haben, sondern auch mancher gestandene BRD-Bürger.
Was wird mit diesen, welche den Test nicht bestehen? Der Leserbrief von Maria Curter im „ND“ bringt das Absurde auf den Begriff:
„So viel deutsches Deutschland bei 33 Aufgaben! Der deutsche Beamtenschweiß muss ja eimerweise geflossen sein, um sich solche Fragen auszudenken. Dem deutschen Fernsehen schlage ich diesen Einbürgerungstest als neues Format vor, als Quiz für deutsche Bürger. Wer weniger als 51 Prozent der Fragen beantworten kann, muss seinen deutschen Pass abgeben.“
Ich wünsche Ihnen einen angenehmen, aber auch nachdenklichen Sonntag.

Dr. Dr. Jan Bretschneider

 

 

Das Wort zum Sonntag vom 19. Juli 2008

 

„Der einhellige Beschluß der Arbeits- und Sozialminister (Anm. von Bund und Ländern), nach dem bei den höchstrichterlich monierten Jobcentern (Anm. den ARGEn) alles so bleibt, wie es ist, ist ein Lehrstück höchster Staatskunst. Die Verquickung von Bundes- und kommunalen Strukturen, seinerzeit als Sturzgeburt einer entnervten nächtlichen schwarzgelbrotgrünen Runde entstanden, soll weiterhin Bestand haben. Zwar ist die derzeitige Praxis nicht von der gültigen Rechtslage gedeckt… Was liegt da näher als eine einfache Frontbegradigung durch die Änderung der Rechtsgrundlage?“

Neues Deutschland, 16. Juli 2008
 

Liebe Leserinnen und Leser,

(K)ein Schelm der ARGES dabei denkt!? Und da möchte man doch als politisch Linker, als Freidenker lauthals sofort nach dem Verfassungsschutz rufen… Wenn der denn wirklich die Verfassung, sprich das Grundgesetz, zu schützen hätte.

Die Musterdemokraten des Bonner Kartells CDUCSUSPDFDPGRÜNE tragen seit Jahrzehnten den Popanz „freiheitlich demokratischer Rechtsstaat“ vor sich her und haben das Bundesverfassungsgericht zum Heiligen Olymp erklärt und wollen dem Rest der Welt dieses politische System als das einzig richtige, ja als das einzig nur mögliche vorschreiben.

Doch, ach, da hat das Bundesverfassungsgericht im Dezember das Hartz-IV-Gesetz mit seinem Konstrukt der „ARGE“ für verfassungswidrig erklärt und der Exekutive die Auflage erteilt, bis zum Jahre 2010 eine grundgesetzkonforme „Verwaltung und Betreuung der Langzeitarbeitslosen“ zu schaffen.

Wer nun meint, daß die herrschende Politik den großzügig gesetzten Termin für ein solches Tun auch nutzen würde, sieht sich Mitte Juli eines besseren belehrt. Eine Runde von Ministern geht einen anderen Weg als vom Höchsten Gericht gewiesen: Nicht ein schlechtes, ein schlecht gemachtes  Gesetz soll mit dem Grundgesetz in Übereinstimmung gebracht werden.

Nein, stattdessen soll die Verfassung geändert,  förmlich gebeugt, werden, um diese an ein schlechtes Gesetz anzupassen.

Aber darüber wird sich doch kein Verfassungsschutz, also der Inlandsgeheimdienst, aufregen, berührt dieses schlechte Gesetz, die angestrebte Verfassungsänderung ja bloß die weitere Einschränkung der Würde und Rechte von Millionen Bürgern.

Lieber kriminalisiert man – siehe das von der CSU initiierte neue „Versammlungsrecht“ – Linke, als Parteien, Organisationen und Individuen, für die das Grundgesetz trotz all seiner Mängel ein schützenswertes Gut ist.

Trotz dieser trüben Aussichten wünsche ich Ihnen einen besinnlichen Sonntag.

Ihr Siegfried R. Krebs

 

 

Das Wort zum Sonntag vom 12. Juli 2008

 

„Was immer auch geschieht, nie sollt ihr so tief sinken,
von dem Kakao, durch den man euch zieht – auch noch zu trinken.“

Kurt Tucholsky (1890 – 1935)

Liebe Leserinnen und Leser,
ist sie nicht wunderschön, diese Wortakrobatik des Meisters? Mit so wenig so viel gesagt.

Welcher arbeitslose Professor, dessen Abschluss per Gesetz bereits nach einem halben  Jahr soweit entwertet wird, dass er die Strasse kehren kann bei Hartz IV, könnte das so gut? Und welcher Professor in Anstellung könnte das heute?
Da ist wieder etwas geschehen im Land der Dichter und Denker. Hier braucht man gerade tüchtige Ingenieure, ethisch einwandfreie Christen, Wendehälse, Finanzjongleure, eine bunt schrill schillernde Kultur noch oben auf als Sahnehäubchen.

Es ist schön, Sie wieder hier begrüßen zu können.

Ich habe heute einmal dieses alte Tucholsky-Zitat hervorgekramt, das mir nicht aus dem Kopf gehen will. Womöglich gleichen sich seine und unsere Zeiten?

Tun wir etwas für unsere Sonntagsstimmung, auf das wir uns auf uns selbst besinnen. Seien wir bei uns selbst zu Hause, im freien Denken.

Wie immer herzlichst


Ihr *Abel Niemand*

Anhang:
Kurt Tucholsky war ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Er schrieb auch unter den Pseudonymen Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel.

Tucholsky zählte zu den bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik. Als politisch engagierter Journalist und zeitweiliger Mitherausgeber der Wochenzeitschrift Die Weltbühne erwies er sich als Gesellschaftskritiker in der Tradition Heinrich Heines. Zugleich war er Satiriker, Kabarettautor, Liedtexter, Romanautor und Lyriker. Er verstand sich selbst als linker Demokrat, Pazifist und Antimilitarist und warnte vor antidemokratischen Tendenzen – vor allem in Politik, Militär und Justiz – und vor der Bedrohung durch den deutschen Faschismus.

 

 

Das Wort zum Sonntag vom 05. Juli 2008

 

„Vom 1. Januar 2009 an sollen in Deutschland kirchliche Hochzeiten ohne vorherige Trauung beim Standesamt möglich sein. Dies ergibt sich aus einer von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkten Änderung des Rechts der Eheschließung. Sie hat zur Folge, dass nicht nur eine kirchliche Voraustrauung, sondern auch eine Ehe ohne den Gang zum Standesamt möglich ist.

Seit Einführung der Zivilehe in Deutschland 1875 musste die standesamtliche Hochzeit der kirchlichen vorausgehen. Geistliche wurden bestraft, falls sie sich nicht daran hielten. Ursprünglich wurde den Pfarrern drei Monate Haft angedroht. Zuletzt war die kirchliche Voraustrauung in der Bundesrepublik aber nur noch eine Ordnungswidrigkeit ohne Sanktionen. 2006 wurden rund 373 700 Ehen vor dem Standesamt geschlossen, rund 105 000 Paare gingen dann auch vor den Altar.“

(aus Nachrichtensendungen vom 3. Juli 2008)

 

Liebe Leserinnen und Leser,

als ich am Donnerstag diese Nachrichten vernahm, rieb ich mir verwundert die Augen, schaute auf den Kalender. Nein, wir hatten nicht den 1. April, es handelte sich um keinen April-Scherz…

Wenn Autoren wie Morris Berman („Kultur vor dem Kollaps“) schreiben, daß wir uns einem neuen Mittelalter nähern, dann ist eine solche bundesdeutsche Gesetzesänderung der beste Beweis für seine These. Zurück hinter Bismarck, so lautet die Regierungsdevise der heute Herrschenden, weg mit allem was nach Aufklärung und Zivilgesellschaft riecht!

Wobei man konstatieren muß, daß der erzkonservative Kanzler Bismarck mit seiner Sozialgesetzgebung, mit seiner antikatholischen Politik und mit der Einführung der Zivilehe (Standesämter!) keinesfalls Sozialist oder Freidenker war. Nein, Bismarck ging es allein um die Stabilisierung des Staates, um die Einbindung der Arbeitermassen in die Gesellschaft, um die Verhinderung sozialer Unruhen, um das Kleinhalten der revolutionären Arbeiterbewegung. Mit sozialen Reformen, die ihren Namen seinerzeit noch verdienten, mit der behutsamen Loslösung von einigen kirchlichen Machtansprüchen sollte die Sozialdemokratie klein gehalten werden; zu diesem Zuckerbrot kam aber auf gutjunkerliche Art noch die Peitsche hinzu: das Sozialistengesetz. Letzteres mußte fallen, die sozialen und zivilrechtlichen Reformen jedoch hatten Bestand, trotz zweier Weltkriege, Inflation und Weltwirtschaftskrise.

Es mußten erst weit über 100 Jahre später Sozialdemokraten in Regierungsverantwortung kommen, um das progressive und gesellschaftsstabilisierende Erbe Bismarcks zu liquidieren, ganz im Sinne einer kurzsichtigen Macht- und Profiterhaltung von Großkapital und Großkirchen. So zunächst Kanzler Schröder mit seiner Agenda-Politik (Hartz-Gesetze), nun Justizministerin Zypries mit dem Vorstoß zur Aufweichung, gar Abschaffung der Zivilehe.

Wenn sich in diesen Tagen Vertreter der Großkirchen kritisch zu dieser Gesetzesänderung, zu ihrem neuen Privileg äußern, dann sollte man vorsichtig sein und bleiben… Es wird ja nicht das Privileg an sich kritisiert. Nein, nur daß diese Eheschließungen noch nicht vollwertig sind in bezug auf Unterhaltsregelungen, Erbrecht etc.

Nachtigall, ick hör dir trapsen, sagt der Berliner. Und ich befürchte schlimmes… Der nächste Schritt könnte doch, scheinheilig mit der grundgesetzlichen Gleichbehandlung begründet, eine Veränderung des BGB sein, um den Wünschen des Klerus zu entsprechen: daß Menschen wie vormals in ihren ganz persönlichen Angelegenheiten wieder voll und ganz „vom Pfaffen abhängig“ sein werden. Denn es ist schon heute bezeichnend, daß nur noch ein Drittel aller Eheschließenden nach dem Standesamt noch zum Traualtar gehen… Das schreit nun endlich nach EINEM Kirchenrecht für ALLE!  Denn vor einer wirklichen Säkularisierung, vor einer wirklichen Emanzipation haben die Herrschenden und ihre Lakaien doch immer die größte Angst. „Ach Gott – wie  e t h i s c h „, kann man, kann der Satiriker, da nur lästern…

Trotz dieses Bildes von einer möglichen düsteren Zukunft wünsche ich Ihnen einen besinnlichen Sonntag,

Ihr Siegfried R. Krebs

 

 

Das Wort zum Sonntag vom 27. Juni 2008

 

„Gehe hin in Frieden“
Aus: Der Klang des Geldes, mittelalterliche Legende um Nasreddin Hoca. Die erste schriftliche Erwähnung einer Lehrgeschichte von Nasreddin findet in der Saltukname, eine Sammlung von Legenden über Sari Saltuk, einem islamischen Heiligen des 13. Jahrhunderts statt. Diese wurde 1480 von Ebülhayr Rumi nach  siebenjähriger Vorarbeit herausgegeben.
 

Liebe Leserinnen und Leser,

ist das nicht ein schöner Wunsch? Gewiss, eine Abschiedsformel. Aber man wünscht doch Frieden, was im Deutschen gleichbedeutend ist mit einem „Zustand der Ruhe, mit Harmonie“ oder auch mit der „Beilegung einer (kriegerischen) Auseinandersetzung“. Das möchte „Jedermann“ gern „Haben und Sein“.

Ich habe den heutigen Leitspruch einer Anekdote um Nasreddin Hoca entnommen, dessen 800ten Geburtstag man in diesem Jahr feiert. Dabei ist dieser legendäre Volksheld ebenso wenig historisch verbürgt wie die ähnlich gelagerte Figur der Eulenspiegelschwänke.

Nasreddin fungiert in der Geschichte als Imam, also als islamischer Richter. Er nimmt den Bettler in Schutz vor dem reichen Wirt. Entscheidet für den freien Abzug des Bettlers vor dem Geldhunger das Wirts. Entscheidet auf fairen Handel zwischen dem Wohlgeruch eines Bratens und dem Klang des Geldes, welche beiden Objekte die Legende als gleichwertig zum Tausch anerkennt. Entscheidet auf Frieden für den Bettler.

Der gleiche Tausch ist hier zu Lande besser bekannt aus dem Eulenspiegelschwank „Wie Eulenspiegel den Wirt mit dem Klange des Geldes bezahlte“. Nur dass Eulenspiegel selbst den Klang des Geldes anbietet gegen den Wohlgeruch des Bratens, der Wirt selbst seinen Geldhunger bezwingt und auf den Richter verzichtet. Denn im Volksschwank hat der Wirt Angst vor weiteren Eulenspiegeleien, oder doch vorm Richterspruch? Jedenfalls willigt der Wirt in Eulenspiegels Angebot zum Gerichtsgang gar nicht erst ein. Dann zog „Eulenspiegel … von dannen, wanderte fort vom Rhein und zog wieder in das Land Sachsen.“

Da stellt sich uns doch die Frage nach dem ferneren Schicksal des Bettlers, also in Neudeutsch, nach dem Prekären. – Was hatte der Bettler erhalten? Die Teilhabe am Bratengeruch. Der Bettler ist es, der den Tausch anbietet und vollzieht, nicht der Wirt. Das heißt, die Erfindungsgabe liegt beim Prekären – er hat da einen Fladen, hier eine alte trockene Semmel. Und er hat – noch – klingende Münzen. Mithin kann er nicht verhungern, soll aber nach der Vorstellung des Saturierten dennoch für seine so ungewöhnlich ideenreich eingeforderte Teilhabe bezahlen. – Und musste gehen!

Ergebnis: Nasreddin Hocas Bettler ging und war beim Gehen in Frieden vor den Nachstellungen des Saturierten, Eulenspiegel ging und blieb als Bedrohungsszenario Teilhabe einfordernder Eulenspiegel. So beschreibt es die Legende. War er ein Bettler und damals bereits besonderes Symbol für das Volk? Eher Eulenspiegel als im „sozialen Frieden“?

Heute wären alle Handelnden dieser Legenden miteinander im Zeitalter der Globalisierung angekommen, alle beanspruchten heute ihren Platz in dieser Welt. Eben global betrachtet!
Überhaupt: Wohin könnte man sie auch – global betrachtet – wegschicken?
Global betrachtet ist heute die Zeit, in der alle Menschen Kenntnis haben können von den einzelnen Religionen, innerhalb jeder einzelnen eine neue Zeit für den Umstand vorausgesagt wurde, eben für diese globale Zeit. Dann, wenn die Kunde der jeweiligen religiösen Botschaft bei allen Menschen der Erde bekannt gemacht sein könnte, bräche ein neues Zeitalter an. Denn alle wüssten dann von allen. Gemeinhin forderten die Überlieferungen monotheistischer Religionen dann den Entscheid für ihren Glauben. Sie würden anderen Überzeugungen keinen gleichrangigen Platz einräumen wollen. Sie enden in einer Apokalypse, einer Endzeit-Vorstellung.

„Nasr ed-Din“ bedeutet „Sieg des Glaubens“.

Doch zurück zur hiesigen mittelalterlichen Legende: Eulenspiegel machte sich, was leicht war, schwer, was schwer war, anderen leicht, musste selbst Bettler sein und machte den Menschen dennoch ihren Anspruch auf Teilhabe am Leben begreifbar.

Damit wendet sich die hiesige Volkslegende
wider die Ausgrenzung Andersdenkender, Andersgläubiger und Konfessionsfreier,
wider die sittenwidrige Abweisung Arbeitssuchender als gesamtgesellschaftliches Problem,
wider die finanztechnisch verbrämte Verknappung von Lebensressourcen und
wider die Wegnahme des Letzten, der menschlichen Würde.

Was bedeutet der Frieden den Freidenkern für jeden Einzelnen?
Ich denke, sein Recht auf Teilhabe einfordern.
Ich denke, im Frieden sein, im Hier und Jetzt.

Für ein Leben in Würde und aktives Sein im Leben.
Ich wünsche Ihnen einen guten Sonntag.

* Abel Niemand * 

Anhang: Der Klang des Geldes
Nasreddin ging durch den Basar. Er hörte Geschreie aus einer Garküche. Nasreddin rannte sofort hin, um nachzusehen, was dort geschah. Er sah einen Wirt, der einen Bettler am Kragen schüttelte, nur weil der Bettler nicht zahlte. Nasreddin fragte, was los sei. Der Wirt brüllte: „Dieser Landstreicher holte einen Fladen aus der Tasche und hielt den Fladen solange auf dem Bratspieß, bis er nach Fleisch roch und doppelt so gut schmeckte und jetzt zahlt er nicht.“ Daraufhin sprach Nasreddin zum Bettler: „Es ist nicht gut, fremdes Gut ohne Bezahlung zu benutzen. Hast du Geld?“ Der Bettler holte ein paar Münzen aus der Tasche und der Wirt streckte seine Hand aus, aber Nasreddin sprach plötzlich: „Warte, Meister des Wohlgeschmacks, hör mal genau zu!“ Nasreddin schüttelte eine Weile die Faust, in der sich die Münzen befanden und es klimperte. Er gab dem Bettler das Geld zurück und rief: „Gehe hin, in Frieden!“ Der Wirt sprach erschrocken: „Aber ich hab das Geld doch überhaupt nicht bekommen.“ Nasreddin dagegen: „Er hat den Duft deines Bratens gerochen und du hast den Klang seines Geldes gehört. Jetzt seid Ihr quitt!“ – Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Nasreddin

 

 

Das Wort zum Sonntag vom 21. Juni 2008

 

„Ich sage nur, die DDR lässt grüßen. Mit den Vorschlägen der Linken kämen wir vielleicht zu relativ mehr Gerechtigkeit. Aber auf einem Level, auf dem heute keiner mehr leben will. Soziale Gerechtigkeit heißt, sich nicht nur um Menschen im unteren Bereich kümmern. Auch Eigentümer müssen das Gefühl haben, z.B. mit der Steuerpolitik gerecht behandelt zu werden. Einseitige Neiddebatten würden zu mehr Spaltung führen. Wir brauchen keine Politik der Schlagworte, sondern der Ehrlichkeit.“

Christine Lieberknecht, Thüringer Sozialministerin (CDU), am Weltkindertag, dem 1. Juni 2008, im OTZ-Interview auf die Frage von Henning Johr:
„Was will die CDU der Sozialpropaganda der Linken entgegensetzen?“

Liebe Leserinnen und Leser,

mal ehrlich:
Wie wollen Sie heute leben?
Natürlich freiheitlich-demokratisch, ganzheitlich-gesund ungespalten und vor allem gerecht.

Jedenfalls mir geht das so. Deshalb komme ich immer so schlecht mit, wenn mir Politiker weis machen wollen, in diesen Wünschen ließe mich nur „die DDR grüßen“. Oder stimmt es wirklich, dass die – offenbar jetzt politisch neuartig nur noch in LEVELHAFTIGER RELATIVITÄT zu messende – GERECHTIGKEIT heute keiner mehr leben will?[1] Ist das denn die Menschenmöglichkeit?

Warum um alles in der Welt trampt Christine Lieberknecht denn da auf dem menschlichen Gerechtigkeitsgefühl herum? Na Gott sei Dank! Alles nur Sozialpropaganda in Schlagworten.
Drum kommt unsere frisch gebackene Sozialministerin auch spielend leicht vierzehn Tage später mit grundsätzlich-sozialer Marktwirtschaft bei „Sozialem im Wirtshaus“ [2] drauf zurück, dass man „die sozialen Schlagworte nicht den Linken überlassen“ dürfe. Also: Es ist Frau Lieberknecht, die „die Anwesenden“ mit dem bundesweit-medizinischen Versorgungsprojekt „Schwester Agnes“ [3] an DDR-Zeiten erinnert. Frau Lieberknecht selbst lobt die ähnlich positiv verlaufende Entwicklung der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) im Lande. [2] Nein, das Wort „Polikliniken“ fällt nicht im Wortbeitrag der OTZ.

Warum die Sozialministerin eigentlich nur ein Spannungsfeld sieht, nämlich „zwischen der hochtechnisierten Welt, in der wir leben, und andererseits denen, die ‚nicht mitkommen‘, armen und hilfebedürftigen Menschen?“ [2] Offenbart sie hier das alte gespaltene Weltbild mit Saturierten und Prekären – d.h. den Satten und den Bittstellern. Also eines Eingeteilten in Himmel und Erde? Eines Politikstils mit Gläubigen und Konfessionsfreien? Eines Schulsystems mit Religionsunterricht und der ersatzweisen Ethik? Einer schlagwortartig und gewollt plakativen Einteilung in Gut und Böse.
Dann hieße das – weil man da nur „denklogisch“ [4], sonst aber schlecht mitkommt – dass dieses Wort zum Sonntag nur das Wort eines Bittstellers wär‘ ? … Dem man ein Almosen gibt und Schlagworte …. oder auch Nichts … oder oder …
Was für EIN Freiheit-, Demokratie- und Vernunftwidriger, menschenunwürdiger Grundsatz.

Ganz ehrlich:
Die Aufklärung in Deutschland war mit ihrem Menschenbild da schon weiter, wenn sie mit einem Weisen fragen ließ: „Sind Christ und Jude eher Christ und Jude, als Mensch?“ [5]
In diese Gemeinschaft finden sich „Konfessionsfreie“ unterschiedlicher kultureller Biographien als Menschen hineingenommen. Freidenker leben nicht vom gutbösen Grabendenken und pflegen keine Lieberknechtsche Geschichtsklitterung zwischen alter DDR und neuer BRD.

Ich wünsche Ihnen ein freiheitlich-demokratisches, ganzheitlich-gesund ungespaltenes und ungeteilter Gerechtigkeit verbundenes Leben
und
einen schönen Sonntag.

*Abel Niemand*

Zitate:
[1] Nahtlose Fortsetzung. Henning Johr, OTZ-Artikel vom 1. Juni 2008
[2] Soziales im Wirtshaus. Petra Lowe, OTZ-Artikel vom 17. Juni 2008
[3] Mit Arzthelferinnen gegen den Ärztemangel. Schwester Agnes erobert den Westen. Die Sache mit der Gemeindeschwester Agnes, dpa / kü. vom 11. Oktober 2007.
[4] Demokratie und Sozialismus, Angela Merkel von 2008.
[5] Nathan der Weise. Gotthold Ephraim Lessing, 1779.

 

 

Das Wort zum Sonntag vom 14. Juni 2008

 

„Kein Volk kann gleichzeitig unwissend und frei sein.“

Thomas Jefferson
Präsident der USA 1801 – 1809

 

Liebe Leserinnen und Leser,

200 Jahre liegen zwischen diesen Worten des Mitverfassers der US-amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und dem weltweit unheilvollen Agieren des jetzigen präsidialen Bush-Kriegers… Im Interesse der Herrschenden und der in ihrem Auftrage Regierenden wird Unwissenheit verbreitet, wird massivst und schamlos gelogen, um Kriege um die imperiale Vorherrschaft führen zu können. Angeblich leben wir ja in der Informationsgesellschaft, doch diese meint nicht Inhalte, Wissen, Meinungsaustausch, sondern auschließlich Informationstechnologien und -techniken… Was den wenigsten Menschen und Nutzern der Medien und auch des Internets bewußt ist.

Unwissenheit wird dagegen von den Herrschenden und ihren Medien bewußt verbreitet: Denken wir nur an die vielen US-Fantasy-Serien im Fernsehen: Da wird Geschichte zusammengestoppelt, da wird anderen Völkern deren Geschichte genommen… Warum? Wer keine Geschichte hat, der hat auch keine Zukunft…

Themenwechsel, und doch kein Themenwechsel: Seit Freitag dieser Woche überschütten bürgerliche Politiker aller Couleur, allen voran die angeblich so basisdemokratischen und alternativen GRÜNEN, das irische Volk mit Beschimpfungen wegen dessen Votums gegen den EU-Vertrag. Und nur deshalb, weil die Iren im Wissen um dessen Inhalte (Demokratieabbau, Sozialabbau, Aufkündigung des Konsensprinzips in der EU und Militarisierung der EU-Politik) sich demokratisch und frei in einer Volksabstimmung entschieden haben. Sie haben sich eben nicht manipulieren lassen.

Ein Politiker der GRÜNEN verstieg sich sogar zu der Behauptung, daß damit drei Millionen Iren 550 Millionen Europäern vorschreiben wollten, wie „Europa“ auszusehen habe… Wenn bürgerliche Politiker sich ihrer Sache so sicher sind, warum riefen sie dann nicht auch in den anderen 26 EU-Mitgliedsstaaten zu Volksabstimmungen auf?!

Auch wir in Deutschland werden in Unwissenheit gehalten! Denn wem gaben Bundesregierung und Medien diesen Vertragstext zur Kenntnis? Und damit komme ich von der sogenannten „großen Politik“ zum Bildungsalltag in diesem Lande.

Alle reden vom mündigen Bürger, doch mündig und frei kann nur der sein, der eine wirklich umfassende Bildung erwerben kann. Das Bonner Kartell tönt vollmundig auch davon, daß Bildung Investition in die Zukunft sei. Doch leider sieht die Realität bundesweit völlig anders aus.

Auch für uns Freidenker sind die Themen Bildung und Schule seither wichtige Arbeitsschwerpunkte. Aber wir sehen im Gegensatz zu den kleinstaatlichen Kultus-Bürokraten den Tatsachen ins Auge. Ausgehend von unserer „Berliner Erklärung“ hat daher der Bundesvorstand zu einer Bildungskonferenz einberufen. Diese findet am 4. Oktober in Erfurt statt.

Die Themenschwerpunkte sprechen für sich:

– Das Menschenrecht auf Bildung und Ausbildung

– Gleiche Bildungschancen für alle – gegen Bildungsprivilegien und soziale Ausgrenzung

– Lernen für das Leben als selbstbestimmtes Individuum – gegen die Abrichtung nach Kapitalinteressen

– Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse – gegen religiöse Missionierung und Mythen

– Demokratische Lerninhalte – gegen Chauvinismus, Rassismus, Antikommunismus und die Verachtung der Menschenwürde

Für uns Freidenker sind solche Aussagen keine Sonntagsreden, sondern wirkliche Zielstellungen. Wir wissen, daß solche Forderungen in der jetzigen Gesellschaft nur schwer durchzusetzen sind. Eben deshalb soll diese Konferenz keine Eintagsfliege sein, sondern den Ausgangspunkt für eine Langzeit-Initiative „Volksbildung“ bilden. Hierzu möchte ich Sie schon jetzt einladen.

Ich wünsche Ihnen noch einen besinnlichen und erholsamen Sonntag,

Ihr Siegfried R. Krebs

 

 
Das Wort zum Sonntag vom 17.05.2008

 

Liebe Leserinnen und Leser,

 

bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich heute einmal vom sonst üblichen Schema abweiche. Meine Sätze sollen diesmal den Rahmen, das Zitat den Mittelpunkt bilden.

Seit geraumer Zeit stehen die finanziellen Belastungen und Probleme der Bürger dieses Staates im Zentrum des Streites und der Diskussionen. Ob die Preissteigerungen bei Lebensmitteln, Strom, Gas und Dienstleistungen, ob die grenzenlose Unverschämtheit der Preistreiber bei Benzin und Diesel, überall wird dem Bürger mehr Geld aus der Tasche gezogen, vor allem an solchen Stellen, wo er sich schlecht wehren kann. Dem gegenüber stehen der bisher vergebliche Kampf für einen Mindestlohn, die Mikro-Erhöhung der Renten und im Gegensatz dazu das kräftige Zulangen unserer Abgeordneten bei der Diätenerhöhung.

In einer solchen Situation bringt es ein Akademiker und Ex-Bundespräsident fertig, junge und alte Generationen aufeinander zu hetzen. Dagegen fand ich keine bessere Argumentation als die folgende:

 

Adolf Bauer, Präsident des Sozialverbandes Deutschland, schrieb einen Offenen Brief an Prof. Dr. Roman Herzog, Bundespräsident a. D. Ich fand diesen in der SoVD Zeitung 2008/5, Ausgabe Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen.

 

„Sehr verehrter Herr Professor Dr. Herzog,

mit großer Sorge hat der SoVD die durch die in diesem Jahr geplante Rentenerhöhung von 1,1 Prozent ausgelöste Debatte um einen sogenannten Generationenkrieg zur Kenntnis genommen. Es handelt sich um eine polemisch geführte und sachlich falsche Debatte gegen eine Generation, die den jetzigen Wohlstand dieses Landes unter vielen Entbehrungen mit aufgebaut hat. Umso mehr entsetzt es uns, dass Sie als ehemaliges Staatsoberhaupt Position gegen Rentnerinnen und Rentner beziehen und damit aktiv dazu beitragen, den angeblichen Generationenkonflikt noch anzuheizen. Es ist uns völlig unverständlich, wie Sie davon ausgehen können, dass die Älteren die Jüngeren „ausplündern“. Die Rentenerhöhung ist gering genug. Demgegenüber stehen die zunehmenden realen Rentenverluste, mit denen die Rentnerinnen und Rentner heute schon kämpfen und mit denen auch die künftigen Rentnergenerationen werden kämpfen müssen, denn jedes Ausbleiben einer Rentenerhöhung trifft auch diese.

Wissen Sie nicht, wie viele Eltern und Großeltern ihre Kinder und Enkelkinder finanziell unterstützen, weil diese aufgrund von Arbeitslosigkeit ihren Lebensunterhalt selbst nicht tragen können? Was wären Vereine oder die Pflege ohne das ehrenamtliche Engagement älterer Menschen? Sind es Ihrer Ansicht nach tatsächlich 1,1 Prozent wert, diese Menschen zu „Plünderern“ zu erklären? Die Probleme in der Rentenversicherung haben nicht die jetzigen Rentnerinnen und Rentner zu verantworten. Sie haben ihren Teil des Generationenvertrages erfüllt. Sie haben Kinder bekommen, deren Erziehung unter viel größeren Schwierigkeiten als heute erfolgte. Sie haben ihre Beiträge regelmäßig entrichtet und konnten Vertrauen darauf haben, dass die Rentenkasse, in die sie jahrelang einbezahlt haben, ihnen ein menschenwürdiges Dasein im Alter ermöglicht. Die Ursachen für die Probleme der gesetzlichen Rentenversicherung liegen nicht bei den Rentnerinnen und Rentnern und ihrem Wunsch nach einer existenzsichernden Rente, sondern bei der hohen Arbeitslosigkeit und den Armutslöhnen, die die Unternehmen im Vertrauen auf zusätzliche staatliche Transferleistungen zahlen, in der massiven Frühverrentungspraxis der vergangenen Jarhzehnte und nicht zuletzt in den Kosten der deutschen Einheit.

Sehr verehrter Herr Herzog, es gibt keinen Generationenkrieg. Der Begriff verschleiert doch nur, dass es Armut in allen Generationen gibt. Es gibt nicht die reichen Alten und die armen Jungen. Die ungerechte und falsche Pauschalierung sollte Ihnen eigentlich fremd sein. Tatsache ist doch, dass es immer mehr Arme gibt – und das ist der eigentliche Skandal in der Gesellschaft, nicht ein marginale Rentenerhöhung, die nicht mal die Inflation auch nur ansatzweise ausgleicht. Wir wünschen uns als SoVD mehr Sachlichkeit in der Debatte und wir erwarten von einem ehemaligen Bundespräsidenten, dass er sich nicht an einer Hetzkampagne gegen ältere Menschen beteiligt.

Mit freundlichen Grüßen A. Bauer“

 

Liebe Leserinnen und Leser, Sie merken: Es gibt Kräfte, welche gegen den Sozialabbau und seine Rechtfertigung Front machen. Überlegen Sie genau, auf welcher Seite Sie dabei stehen.

Ich wünsche Ihnen einen angenehmen, aber auch nachdenklichen Sonntag.

 

Dr. Dr. Jan Bretschneider

 

 

Das Wort zum Sonntag vom 10.05.2008 

 

„In vielen Kindertageseinrichtungen in Deutschland kommt die religiöse Bildung einer Studie zu folge zu kurz. In zahlreichen Einrichtungen hätten Kinder keine Möglichkeit, sich mit Religion auseinanderzusetzen, erklärten die Tübinger Religionspädagogen Albert Biesinger [evangelisch] und Friedrich Schweitzer[katholisch] bei der Vorstellung der Untersuchung …“

„Forscherkritik an fehlender religiöser Bildung“
ND-Abdruck einer Pressemitteilung zu christlicher Religionspädagogik vom 2. Mai 2008, S. 10.

Liebe Leserinnen und Leser,

Was für eine Schlagzeile. Das ist aber mutig, könnte man meinen:
„Forscherkritik an fehlender religiöser Bildung.“

Da sind Forscher, Wissenschaftler, sogar christliche Religionspädagogen, die kritisieren. Und was? Bei unseren Kindern eine zu kurze und gar fehlende religiöse Bildung. Fast hätte man sich in all den gängigen Schlagworten verheddert, und geglaubt, „sich mit Religion auseinanderzusetzen“ würde im Anspruch wirklich die Möglichkeit kritischer Auseinandersetzung fordern.
Doch halt, weit gefehlt.
Hier geht es um christlichen Kult, den Kultus und Forderungen des traditionellen Kultusministeriums.

Haben Sie sich bis jetzt eigentlich schon gefragt, mit welchem Recht in öffentlichen Bildungseinrichtungen religiöse Gemeinschaften mit eigenen Religionspädagogen und eigenen religiösen Pädagogikkonzepten aus ihrer Gemeinschaft heraus wirksam werden konnten? – „Kinder brauchen Religion“ und sollen diese annehmen, das ist die Prämisse, die Voraussetzung für solches Tun. Demokratisch und öffentlich zu diskutieren ist da nichts, das sagen schließlich religionstheologische Autoritäten.

„…Nur die Hälfte aller christlichen Kinder…. werden religiös begleitet.“ – An öffentlichen Stätten! Skandal! – „. ..in mehr als 90Prozent der untersuchten Einrichtungen gebe es keine ‘muslimische Bildung‘.“ – An öffentlichen Stätten! Skandal! – „‚Kinder brauchen Religion‘, betonten die Wissenschaftler. Religion müsse daher in den Kindergärten thematisiert werden. … Integration …. Verständnis und Toleranz …“ – religiöses Bedrohungsszenario entschärft durch Religionspädagogen?
Das ist zu schön, um wahr zu sein.
Doch halt, „thematisiert“, das wäre schon gut.

Wo sind eigentlich die Aufklärer in diesem Land? Gab es sie wirklich nie? Die Weimarer Aufklärung in Thüringen nur ein Laborversuch? Was machen eigentlich die Zweidrittel Konfessionsfreien im Land, Schlafen? – „Kinder brauchen Religion“, also wirklich die Religion oder doch vielleicht die Aufklärung.
Andererseits, endlich tut man mal wieder etwas für die lieben Kleinen. Na gut, der Staat und die beiden Kirchen tun etwas Religiöses mit Kultus. Die konfessionsfreien Elternhäuser sind da schon alle abgeschrieben, oder?

Wie war eigentlich die Grundfrage der Philosophie? Wie ist das Verhältnis von Materie und Bewusstsein?
Wie beantworten wohl Freidenker diese Frage? Mit oder ohne Schöpfergott?
Richtig – Die Materie ist das Primäre und existiert außerhalb und unabhängig vom menschlichen Bewusstsein und menschlicher Erkenntnis. Materie existierte und existiert ewig in vielfältigen sich wandelnden Materieformen. Der Mensch ist Bestandteil und Produkt der materiellen Welt.
Richtig – Die Welt ist ihrer Natur nach erkennbar. Immer mehr wird von der Menschheit erforscht ohne an den „Allgewaltigen Endpunkt“, das „Alles“ zu gelangen. Das ändert nichts an der prinzipiellen Erkennbarkeit der Welt.
Ja, Philosophie hat viel mit Weisheit, viel mit der Welt und den Ideen, mit dem bewussten Sein zu tun. Richtig verstanden trägt materialistische Weltanschauung sehr viel Ideelles in sich.

Ach so –  Die Kirche ist in Deutschland noch immer nicht vom Staat getrennt! Das Kircheneigene christliche Gottesbild ist religionspädagogisch von Fall zu Fall zu formen, schon im Kindesalter. Das Muslimische gleich mit. Wegen der Integration. Zweidrittel konfessionsfreie Kinder, die integrieren und verbeschäftigen sich derweil eben ersatzweise ethisch, im Ethikunterricht.
Da kommt jede noch so kindgemäß kindische Hinterfragung ungelegen. Jüngstes Beispiel dafür ist die bundesdeutsch-ministerielle Verfolgung eines Kinderbuches „Wo bitte geht’s zu Gott? …“ [1], dass juristisch als kinder- und jugendgefährdende Schrift auf den Index gesetzt werden sollte.

Warum thematisiert das ND nicht den eigentlichen Skandal, dass Staat und Kirche, demokratische Öffentlichkeit und christliche Religionspädagogik noch immer nicht getrennt sind? Dass das kleine Zweidrittel Konfessionsfreie sich „ach so friedlich unter diesen Scheffel stellt“? Schade, wie unkritisch die Sozialistische Tageszeitung, das ND, diese Pressemitteilung dazu noch unter Bildungssplitter abgedruckt hat.

Liebe Leserinnen und Leser,
bewerten wir die Gedankenlosigkeit eines ND-Redakteurs nicht über, wirklich konstruktive Kritik braucht Zeit zum Wachsen – wie unsere Kinder im hellen Licht.
Bewahren Sie bei sich das freie Denken, geben Sie es bitte an unsere Kinder weiter und bleiben Sie kritisch.
Ich wünsche Ihnen einen guten, einen gedankenklaren Sonntag.

*Abel Niemand*
10. Mai 2008

(1) Michael Schmidt-Salomon / Helge Nyncke: Wo bitte geht’s zu Gott? Fragte das kleine Ferkel. Ein Buch für alle, die sich nichts vormachen lassen. Alibri Verlag, Aschaffenburg, 2007. ISBN 3865690300.

 

Das Wort zum Sonntag vom 01. Mai 2008

Es darf nicht sein, dass jemand Gott verleugnen muss, um seine Rechte als Bürger wahrnehmen zu können. …
Tatsächlich hat sich der Papst in den letzten Tagen in offener Kritik an der US-Regierung eher zurückgehalten. Um so deutlicher betonte der Papst an jeder Stelle das Recht auf Religionsfreiheit.

OTZ-Beitrag vom 18.4.2008 zum Besuch von Papst Benedikt XVI. in den USA

Liebe Leserinnen und Leser,

Freiheit ist ein hohes Gut. Die Freidenker berufen sich darauf, wenn sie das freie Denken im Namen führen.

Wie kommt ein Papst dazu, sein Gottesbekenntnis als durch die Bürgerrechte im freien Amerika bedroht zu sehen? – „Es darf nicht sein, dass jemand Gott verleugnen muss, um seine Rechte als Bürger wahrnehmen zu können.“ – Was für eine Freiheit betont er da, wenn er das „Recht auf Religionsfreiheit“ anscheinend über die „Rechte als Bürger“ gestellt sehen will und sich „in offener Kritik an der US-Regierung“ ansonsten eher zurückhält?

Benedikt XVI. ist das Oberhaupt des Vatikans, seines Kirchenstaates. Er führt den Anspruch des „allein zu verehrenden und einzigen Gott[es] der Welt“ in Bezug auf sich selbst weiter. Scheinbar stören ihn die Bürgerrechte im stolzen und freien Amerika in diesem Anspruch. Was er als Drang nach Freiheit artikuliert, ist aber ein Anspruch, der Mehrheit der Menschen dieses theologiegeschichtlich klare Bekenntnis zum „einzigen Gott der Welt“ aufzwingen zu wollen.

Dieser Anspruch auf Religionsfreiheit wird gleichermaßen in Deutschland erhoben. Hier geht es um eine Freiheit, die noch besser, weil durch die EKD als „positive Religionsfreiheit“ proklamiert, durchzusetzen sei. (1) Entgegen der im Grundgesetz verankerten „weltanschaulichen Neutralität“ des Staates rüsten deutsche Theologen „positiv“ für ihre „Religionsfreiheit“ für die öffentlichen Schulen.

Anstatt dass konfessionell gebundene Kinder und Jugendliche auf ein Leben als gleichberechtigte Menschen in einer freien Gesellschaft vorbereitet werden, macht man (die EKD) sich anheischig, den eigenen Religionsunterricht nun auch noch fächerübergreifend in den Schulen einzubringen. Es reicht nicht mehr, dass man Konfessionsfreie in einem dem Religionsunterricht als „Ersatzfach“ beigestellten Fach „Ethik“ einordnet, was wohl besser „Philosophie“ benannt sein sollte.

Nun soll „Religion“ fächerübergreifend zusammen mit „Naturwissenschaften“ allen gleichermaßen gelehrt werden. (2) – Welch ein Hohn für alle Philosophie außerhalb der jeweiligen einzig wahren Konfession, dem ökumenisch vervielfältigten Bekenntnis zu dem einen Gott, dem Weltschöpfer und -herrscher.

Die Bürgerrechte mit Toleranz, Gewissens-, Glaubens- und Weltanschauungsfreiheit gefährden ganz natürlich die bekenntnishaft postulierte „positive Religionsfreiheit“ christlicher Kirchen. Denn der „Fehler im konfessionellen System“, der hier der freien Gesellschaft gleichberechtigter Menschen begegnet, ist der eines religiösen Systems, das Gleichberechtigung der Menschen außerhalb der Konfession gar nicht zulässt. Also anderskonfessionelle und mehr noch konfessionsfreie Bürgerinnen und Bürger per Selbstdefinition aus sich heraus ausgrenzt. Ein solches – alle anderen ausgrenzendes – Bekenntnissystem muss sich durch eine dogmenfreie, rationale und wissenschaftlich begründete Weltsicht und –erkenntnis überlebensgefährlich bedroht fühlen.

Dieses Konfessionssystem hat die strikte Trennung von Staat und Kirchen sowie von Kirche und Schule – wie in der BRD überwiegend so auch in Thüringen – bisher letztendlich zu verhindern gewusst. Doch entweder führt ein Staat den Anspruch des „allein zu verehrenden und einzigen Gott[es] der Welt“ weiter. Das wäre dann die „christliche Diktatur“ und mithin ein „christlicher Gottesstaat“. Oder der Staat ist entsprechend den Bürgerrechten konsequent „weltanschaulich neutral“ und vertritt die Interessen aller seiner Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen.

Liebe Leserinnen und Leser, seien Sie wachsam. Opfern Sie nicht Ihre eigene Weltsicht einem falsch verstandenen Mitleid, sondern üben Sie weiter dogmenfrei, rational und wissenschaftlich Kritik an den offensichtlichen Missständen in der Gesellschaft. Die Rechte der Bürger, Ihre Bürgerrechte, sind ein schützenswertes Gut. Ich wünsche Ihnen einen guten und selbstbesinnlichen Sonntag.

*Abel Niemand*
(1)    vgl. Denkschrift der EKD zum Religionsunterricht „Identität und Verständigung. Standort und Perspektiven des Religionsunterrichts in der Pluralität“, 1994

(2)  vgl. EKD „Weltentstehung, Evolutionstheorie und Schöpfungsglaube in der Schule. Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland“, EKD-Text 94/2008 vom 1. April 2008

 

 

Das Wort zum Sonntag vom 26. April 2008

„Jetzt scheint sich das gesellschaftliche Verständnis von Opfern zu wandeln. Sie scheinen an der eigenen Schwäche selbst schuld zu sein, das entlastet die Täter und lässt sie irgendwie aus dem Blick entschwinden.“

Pastorin Susanne Sydow in „Thüringer Allgemeine“ vom 19.04.2008

 

Liebe Leserinnen und Leser,

nach meinem Verständnis ist ein Opfer jemand, ein Mensch, manchmal auch ein Tier, der oder das Hilfe, Beistand und auch nur Mitgefühl benötigt. Es bedarf wohl keiner Frage: Unfallopfern auf der Straße wird geholfen. Ist jemand Opfer eines Missbrauchs geworden, wird der überführte Täter bestraft. Unsere Gesetze stellen auch unterlassene Hilfeleistung unter Strafe. Jedenfalls war das bisher so.

Nun schreibt eine Pastorin die oben zitierten Sätze. Das Schlimme daran ist, dass sie recht hat. In dieser Gesellschaft haben nicht die Opfer, sondern die Täter das Sagen, viel zu sehr und überall. Auf dem Arbeitsmarkt heißt es: Du bist selbst schuld an deiner Arbeitslosigkeit. Wer Arbeit sucht, der findet auch welche. Kein Wort über die Täter, die Arbeitsplätze vernichten oder in Billiglohnländer verlagern. Fehlte nur noch der Hinweis: Bald ist 1. Mai, der Kampftag der Werktätigen, da könnt ihr für eure Arbeit auf die Straße gehen. Der Kranke ist selbst schuld, dass er krank ist, weshalb hat er nicht gesund gelebt. Kein Wort über die Täter, die ihn durch Arbeitshetze und Mobbing daran gehindert haben. Der vom Unfall Geschädigte im Straßenverkehr ist selbst schuld, wäre er doch mit dem Auto statt dem Fahrrad unterwegs gewesen, das hätte ihn besser geschützt. Der an der Bushaltestelle Zusammengeschlage ist selbst schuld; er hätte sich ja verteidigen können. Fasst man die Täter – wenn überhaupt – kommen sie ungeschoren oder mit geringer Strafe davon.

Wie kommt eine solche Auffassung zustande?

Die Erklärung der Pastorin und die von uns Freidenkern liegt gar nicht so weit auseinander. Die der Pastorin: „Im christlichen Verständnis wurde Jesus Christus Opfer der Mächtigen seiner Zeit. Und auch wenn sein Opfertod als ein freiwilliger und bewusster verstanden wurde, war doch nicht er schuld an dem Verbrechen, das an ihm verübt wurde.“

Die unsrige und damit auch die meinige: Es gibt immer Täter, die ihre Stärke, ihre Macht, ausnutzen und missbrauchen. Es liegt jedoch in jedem Fall an der jeweiligen Gesellschaft, inwieweit sie das zulässt. Solange namhafte Politiker und Wirtschaftsbosse ungehindert Straftaten begehen können, solange Neonazis ungestraft Täter in Opfer verwandeln dürfen und der Staat seine Bürger pauschal zu Tatverdächtigen abstempelt, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn sich der Grundsatz „homo homini lupus“ – der Mensch ist des Menschen Wolf – im Denken und Handeln der Menschen weiter ausbreitet.

Liebe Leserinnen und Leser, seien sie wachsam, dass Sie kein Opfer werden oder dass sie jemand vom Opfer in einen Täter verwandelt. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen, aber auch nachdenklichen Sonntag.

Dr. Dr. Jan Bretschneider

 

 

Das Wort zum Sonntag vom 19. April 2008

Denkst du schon… oder glaubst du noch?

Liebe Leserin, lieber Leser,

diesen Spruch fand ich dieser Tage auf der Internetpräsenz thüringischer Landtagsabgeordneter der LINKEN… Eine Fragestellung an die Allgemeinheit, die uns Freidenkern aus dem Herzen gesprochen ist.

Aber Sprüche sind nicht alles, entscheidend ist die Realität. Und da sieht es leider derzeit oftmals anders aus. Ich denke da nur an eine Gruppe von Politikern, die ich Elfenbeinturm-LINKE nenne. Sie stimmen mit uns überein, was die Trennung von Staat und Kirche angeht, sie benennen wie wir das reaktionäre in den Zielen z.B. des Papsttums oder der Mullah-Regime.

Doch wenn es um ein anderes obskures religiöses Regime – das feudaltheokratische des „Dalai Lama“ – geht, dann setzt auch bei den Elfenbeintum-LINKEN das Denken ebenso aus wie bei den Esoterikern. Das einst in Tibet, einem Vizekönigreich des Chinesischen Kaiserreiches, nach der bürgerlichen Revolution eine Provinz der Republik China bzw. ein Autonomes Gebiet der Volksrepublik China, herrschende Regime war kein Paradies auf Erden und es verkörperte auch nicht DEN Buddhismus! Nein, das Lama-Regime steht nur für eine kleine Sekte des Buddhismus, die ihre Macht ideell auf verengte religiöse Dogmen und materiell auf Sklaverei und Leibeigenschaft aufbaute. Die Freiheit, die der Dalai Lama und seine Exil-Tibeter fordern, ist die Wiederherstellung ihrer ganz eigennützigen Freiheit, über Menschen herrschen zu können. Es ist nicht die Freiheit der durch die Zentralregierung aus der Leibeigenschaft Befreiten gemeint, deren persönliche und gesellschaftliche Freiheit diese „Lichtgestalten“ ein Dorn im Auge ist. Wie auch dem „Westen“ jedwede Alternative zur feudalen oder kapitalistischen Ausbeutung des Menschen durch den Menschen das größte Verbrechen ist…

Elfenbeinturm-LINKE stimmen mit uns überein, was die von der CIA und anderen Diensten erfundenen „Beweise“ zur Begründung der US-Aggressionen gegen Vietnam, Grenada, Jugoslawien, Afghanistan, Irak etc. betrifft. Man denke nur an die „Brutkasten-Story“ zur begründung des ersten Irak-Krieges…

Aber unkritisch, bei Ausschaltung ihres Denkens, werden sie zu Gläubigen, wenn es um „Beweise“ geht, die eine sogenannte tibetische „Exilregierung“, obskure antikommunistische Organisationen wie die „Reporter ohne Grenzen“ oder die „Gesellschaft zum Schutz bedrohter Völker“ verbreiten mit Behauptungen über Völkermord an den Tibetern und Annexion Tibets.

Ach, würden sich diese Gutmenschen doch auch intensiv um tatsächliche Unterdrückungen der Basken oder Kurden in NATO-Staaten kümmern.

Und was nun den Olympia-Boykott betrifft, zu dem diese Gutmenschen aufrufen, anstacheln, aufhetzen, da habe ich in einem Leserbrief in der „Jungen Welt“ eine gar treffliche Antwort gefunden, die ich Ihnen als das eigentliche Wort zum Sonntag anempfehlen möchte:
„Vorschlag für eine Olympia-Resolution
Anläßlich der aktuellen Tibet-Debatten im EU-Parlament hat jW-Leserin Elisabeth Hoffmann einen Vorschlag für eine Olympia-Resolution ausgearbeitet:

Die Vergabe der Olympischen Spiele 2016 an Chicago soll nur erfolgen, wenn die USA folgende Bedingungen erfüllen:

1. Abschaffung der Todesstrafe

2. Einstellen aller Kriegshandlungen

3. Abzug ihres Militärs aus allen von den USA besetzten Gebieten

4. Entlassung der US-Kolonie Puerto Rico in die Unabhängigkeit

5. Rückgabe des Staates Hawaii an seine Ureinwohner und Wiedereinführung der hawaiianischen Monarchie

6. Entlassung aller politischen Gefangenen in den USA und den von ihnen betriebenen Gefängnissen in anderen Ländern, sowie insbesondere Entschädigungszahlungen der seit mehreren Jahrzehnten inhaftierten Gefangenen der Black Panther Party, des American Indian Movement und der puertoricanischen Befreiungsbewegung

7. Erfüllung der Verträge mit den amerikanischen Ureinwohnern von 1870

8. Einhaltung der Menschenrechte

9. Normalisierung der Wirtschaftsbeziehungen mit Kuba sowie die Entlassung der in den USA inhaftierten Kubaner

10. Verhandlungen auf gleicher Augenhöhe des/der amerikanischen Präsidenten/-in mit Vertretern der Taliban, der irakischen Milizen, Hisbollah, Hamas, FARC und aller anderen Gruppierungen und Parteien, gegen die die USA Krieg führen

11. Entschädigungszahlungen an Chile, Guatemala, Nicaragua, Nordkorea, Vietnam, Puerto Rico, Haiti, Panama, Sudan, Serbien und Somalia.

Sollten die USA diese Forderungen nicht erfüllen und dennoch die Zusage zu den Olympischen Spielen 2016 erhalten, werden all die Aktivisten, die nun schon im Vorfeld der Spiele in Peking ihre Fähigkeit im Sabotieren der olympischen Idee unter Beweis gestellt haben, dahingehend aufgefordert, das gleiche wieder tun. Finanziert werden sollen diese Kräfte dann durch die europäischen Geheimdienste.

Sollten die Spiele 2016 jedoch an Madrid gehen, möge das EU-Parlament den spanischen Staat dazu auffordern:

– das Baskenland in die Unabhängigkeit zu entlassen

– alle baskischen Gefangenen freizulassen

– Folter in spanischen Gefängnissen zu verbieten

etc. etc. …“

Ich wünsche Ihnen einen besinnlichen Sonntag und bin mir sicher, daß Sie sich nicht das Denken durch kapitalhörige Politik und Medien vernebeln lassen,

Ihr Siegfried R. Krebs

 

Das Wort zum Sonntag vom 28. März 2008

Demokratie

Demokratie funktioniert nie, wie gedacht wird sie verlacht
von Geld und Macht.
Schon an ihrer Wiege
war sie Lüge.
Dem Plebejer bracht sie Kriege
und den Sklaven
Drakons Strafen.
An ihrem bürgerlichen Ende
bedarf es dringend einer Wende,
damit sie’s schafft
mit Volkes Kraft
zur Volksherrschaft.

  1. Henze (gefunden in „Neues Deutschland“ vom 06.10.2006)

Liebe Leserinnen und Leser,

ja, es ist so eine Sache mit der Demokratie, der Volksherrschaft, wie die einfachste Übersetzung aus dem Griechischen lautet. Das Volk soll herrschen, gut und richtig, aber worüber oder über wen? Über all die, welche nicht zum Volk gehören. Aber wer gehört nicht zum Volk, Pflanzen, Tiere, die Natur, die Technik? Sie sehen, es ist nicht so einfach mit der Demokratie. Herrschaft bedeutet nun einmal immer Macht, die ausgeübt wird, und ist immer an die Frage gekoppelt: Herrschaft für wen und gegen wen?So weit die Fragen und die Theorie. Aber wie sieht die Praxis beispielsweise in unserem schönen Deutschland aus?

Allethalben loben Politiker unsere Demokratie. Aber was ist das für eine Demokratie, eine kapitalistische, eine soziale, oder was für eine? Dass es nicht die Demokratie schlechthin gibt, zeigt schon das zitierte Gedicht. Ich neige zu der Meinung, wir leben mit einer Parteiendemokratie, welche zu einer Oligarchie mutiert ist. „Oligos“ kommt auch aus dem Griechischen und heißt „wenig“.

Wenige herrschen über viele?! Ich höre schon lautstarke Proteste, aber es ist doch so: Parteien und ihre Führenden haben neben den Imperialisten in der Bundesrepublik das Sagen. Man muss sich vorstellen, es gibt in unserem Staat nur etwas über eine Million Menschen, die irgendeiner Partei angehören. Und diese benennen – ganz demokratisch selbstverständlich, siehe Thüringer SPD – ihre Kandidaten, die das Volk wählen darf. Aber 5 % der Wähler müssen es mindestens sein. Das führt dann dazu, dass Vertreter von zwei bis fünf Parteien das politische Sagen haben.

Und wo bleibt der Volkswille derjenigen, die eine andere Partei gewählt haben? Und warum dürfen nur Parteiauserwählte kandidieren und keine Einzelpersonen? Das sind so schwere Fragen für die Demokratie.Unsere bundesrepublikanische Demokratie erscheint mitunter so, als wenn sie Angst vor sich selbst hat.

Das Stichwort heißt Volksbegehren. Eigentlich müsste so etwas in einer Volksherrschaft überflüssig sein, aber es geschieht offensichtlich nicht immer, was des Volkes Wille ist. Damit nun das Volk nicht zu viel begehrt, werden die Hürden dafür hoch gestellt. In Thüringen müssen je nach Größe der Orte zwischen 13 und 17 % der Bürger ein Begehren unterschreiben, fast doppelt so viele wie im Nachbarland Bayern. Und unsere „Volksvertreter“ achten darauf, dass die Bedingungen für das Unterschreiben möglichst kompliziert sind. Hinzu kommt, dass mit dem Begehren nur beantragt wird, dass sich die Regierenden mit dem Anliegen beschäftigen; eine Lösung ist damit noch keineswegs in Sicht.
Liebe Leserinnen und Leser, lassen wir es genug sein. Es ist offensichtlich nicht so weit her mit unserer Demokratie. Sie werden fragen: Was soll ich als Bürger machen, resignieren, Wahlen boykottieren? Ich sage, das ist nicht die Lösung. Je weniger Bürger ihrem politischen Willen Ausdruck verleihen, desto weniger Demokratie werden wir haben. Und den Gefallen sollten Sie den Partei-Oligarchen nicht tun.

Ich wünsche Ihnen einen angenehmen, aber auch nachdenklichen Sonntag.

Dr. Dr. Jan Bretschneider


Herzlich willkommen beim DFV Landesverband Thüringen e.V. . Nehmen Sie mit uns Kontakt auf, abonnieren Sie den Freidenker-Brief (Newsletter) des DFV Bundesverbandes oder abonnieren Sie unsere Zeitschrift, den FREIDENKER.

Navigation

Themen

Hyperlinks

Medien

Webseite abonnieren

Geben Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse an, um unsere Webseite zu abonnieren und Benachrichtigungen über neue Beiträge via E-Mail zu erhalten.

Meta

 

© DFV Landesverband Thüringen e.V., 2018 ~ Impressum ~ Datenschutz